Mindestlohn aus Sicht der Wirtschaft relevant

Im Entwurf des Koalitionsvertrags zwischen CDU, CSU und SPD findet sich ein Bekenntnis zu einem gesetzlichen Mindestlohn. Zugleich wird in der Öffentlichkeit über die Findung der Mindestlohnhöhe und deren Folgen diskutiert. Vor diesem Hintergrund hat die IHK Würzburg-Schweinfurt im Rahmen einer Blitzumfrage mainfränkische Unternehmen zu ihrer Meinung und den Auswirkungen des gesetzlichen Mindestlohns befragt. Rund 100 Betriebe aller Größen und Branchen haben geantwortet.

Für acht von zehn Unternehmen hat der gesetzliche Mindestlohn laut Blitzumfrage bereits heute eine Relevanz. Ein laut Entwurf des Koalitionsvertrags erreichbarer Anstieg des Mindestlohns auf 15 Euro im Jahr 2026 beeinflusst laut Umfrage 95 Prozent der Betriebe, rund 60 Prozent davon sogar sehr. Nur für vier Prozent der Antwortenden spielt ein möglicher Anstieg keine Rolle. Gefragt nach den Folgen der geplanten Erhöhung auf bis zu 15 Euro bis zum Jahr 2026 werden steigende Lohn-/Personalkosten (86 Prozent), steigende Preise für Endverbraucher (57 Prozent), Folgen für Neueinstellungen (49 Prozent), gefolgt von Auswirkungen auf geplante Investitionstätigkeiten und Folgen für die bestehende Arbeitsnachfrage (34 Prozent) genannt. 
„Die Lohnfindung in Deutschland ist Aufgabe der Tarifvertragsparteien. Für den Mindestlohn und seine Höhe gelten darüber hinaus zu Recht besondere Regelungen wie die Arbeit der unabhängigen Mindestlohnkommission“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders. Gleichzeitig sei zu beachten, dass eine zu rasche Anhebung des Mindestlohns gerade in der aktuell mehr als schwierigen konjunkturellen Lage unweigerlich Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen haben werde. Die Rückmeldungen der Unternehmen würden zeigen, so Genders, dass nicht zuletzt Effekte rund um den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu erwarten seien und dass es wohl nicht ohne die Weitergabe von Kostensteigerungen an den Endverbraucher gehen werde, um betriebswirtschaftlich rentabel agieren zu können. 

Anreize für den Arbeitsmarkt seien entscheidend

Die IHK Würzburg-Schweinfurt hat zuletzt mit dem Positionspapier „Arbeitskräfte gewinnen – Arbeitsmarkt deregulieren“ einen Maßnahmenkatalog verabschiedet, der dabei helfen soll, Potenziale für den Arbeitsmarkt zu heben. Im Jahr 2028 könnten in der Region rund 26.000 Stellen unbesetzt bleiben, was einem Wohlstandsverlust von umgerechnet 2,5 Milliarden Euro entspräche. Um dem entgegenzuwirken, fordert die IHK-Organisation u.a. die Erhöhung der Frauenerwerbsquote und die Verlängerung der Erwerbstätigkeit Älterer, die Erleichterung der Zuwanderung von Arbeitskräften, flexiblere Arbeitszeiten, die Förderung der beruflichen Weiterbildung sowie die Stärkung von Arbeitsanreizen.