Wirtschaftskraft und Attraktivität einer Region hängen in hohem Maße von der Art, Vielfalt und Struktur der ansässigen Unternehmen ab. Die Mobilität von Unternehmen und Arbeitskräften stellt hohe Anforderungen an eine Region, um dem strukturellen Wandel gerecht zu werden und ein attraktiver Standort für ansässige Betriebe sowie für neue Ansiedlungen zu sein. Dank seiner Lage in der Mitte Deutschlands und im Herzen Europas, aufgrund einer guten Infrastruktur, eines hohen Stellenwertes von Forschung, Innovation und Wissenschaft, dank seiner Lebensqualität und nicht zuletzt in Folge hoch qualifizierter Fachkräfte ist Mainfranken eine Region, die wirtschaftlich gut aufgestellt ist. Der regionale Mittelstand ist hierbei das wirtschaftliche Rückgrad und Erfolgsgarant.
Um auch in Zukunft zu den dynamischen Wirtschaftsstandorten Deutschlands, Europas und der Welt zu gehören, ist es notwendig, neue unternehmerische Erfolgsgeschichten in die Region zu holen sowie diese hier entstehen zu lassen. Dies bedeutet für Mainfranken nicht nur, für den Zuzug neuer Unternehmen attraktiv zu sein. Wichtig ist es gerade, dass sich in der Region selbst neue Betriebe und Unternehmen gründen, die "Hidden Champions" von morgen, entwickeln. Unternehmensgründungen und Start-ups, das heißt innovative, schnell wachsende Ideen mit hoher Technologieaffinität, sind - ebenso wie die sich hieraus unter Umständen ergebenden Unternehmensübergaben - die Saat eines erfolgreichen Wirtschaftsstandortes. Sie setzen Anreize für etablierte Unternehmen besser zu werden und ihre Marktposition zu erhalten, sie schaffen Arbeitsplätze, tragen maßgeblich zu neuen und innovativen Produkten und Dienstleistungen bei und stärken dauerhaft die Region.
Eine der Kernaufgaben der IHK ist es deshalb, Menschen für das Thema Unternehmensgründung zu begeistern und Gründer bei ihrem Vorhaben zu beraten und zu unterstützen.
Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung wurden im Jahr 2022 in Mainfranken 7.309 Unternehmen angemeldet, wohingegen 5.795 Unternehmen abgemeldet wurden. Das Gründungswachstum (auch: "Gründungssaldo"), definiert als Differenz aus Gewerbeanmeldungen und Gewerbeabmeldungen, betrug 1.514 Unternehmen.
Absolut betrachtet zeigt Mainfranken in den letzten zehn Jahren eine positive Entwicklung des Gründungsgeschehens. Von 2013 bis 2022 haben 71.680 Personen ein Gewerbe angemeldet, dem stehen 63.657 Abmeldungen gegenüber. Der Gewerbebestand ist im entsprechenden Zeitraum um 8.023 gewachsen, durchschnittlich pro Jahr um 802.
Der auf lange Sicht positive Gründungssaldo ist von temporären Schwankungen geprägt. So entwickelten sich beispielsweise in den durch die Corona-Pandemie geprägten Jahre 2020 bis 2022 die Gewerbean- und Gewerbeabmeldungen deutlich auseinander, was zu einem kräftigen Anstieg des Gründungssaldos führte. Gründe hierfür waren beispielsweise das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht oder sich durch die Corona-Pandemie neu ergebende Geschäftsmodelle. Mit Blick auf das Jahr 2022 weisen alle neun mainfränkischen Gebietskörperschaften eine positive Gründungsbilanz auf, allerdings zeigen sich branchenspezifische Unterschiede.
In der Galerie und auf der interaktiven Landkarte finden Sie interessante Kennzahlen rund um das Thema Gründung in Mainfranken, wie zum Beispiel die Entwicklung der Gewerbemeldungen der letzten Jahre, Branchenvergleiche sowie das Gründungsgeschehen in den mainfränkischen Gebietskörperschaften.
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Diese Karte ist ein Auszug aus dem Wirtschaftsatlas der ©IHK Würzburg-Schweinfurt
Neben strukturellen Rahmenbedingungen hängt die Anzahl der Unternehmensgründungen auch von wirtschaftlichen Einflussfaktoren sowie von der Bevölkerungsanzahl in einer Region ab. Je mehr Bürger in einer Region wohnen, umso größer die Anzahl potenzieller Existenzgründer. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wirkt sich der Bevölkerungsrückgang somit auch auf das regionale Gründungsgeschenen aus. Insbesondere der Wettbewerb etablierter Unternehmen um qualifizierte Fachkräfte stellt die erwerbsfähige Bevölkerung vor die zu treffende Entscheidung zur Aufnahme einer abhängigen Beschäftigung als Arbeitnehmer oder der beruflichen Selbstständigkeit.
Auch auf anderem Wege kann die Bevölkerungsanzahl Einfluss auf das Gründungsgeschehen haben: Die Urbanisierung verursacht unter anderem Kosten für Unternehmen, zum Beispiel in Folge von Steuer- und Abgabenbelastungen, anderer Lohnkostenstrukturen oder aufgrund von Kosten für die Nutzung von Infrastruktureinrichtungen oder Gewerbeimmobilien in Ballungszentren. Dem steht entgegen, dass bei einer höheren Bevölkerungsanzahl beispielsweise mehr potenzielle Kunden für Dienstleister vor Ort sind oder tendenziell in Regionen mit höheren Einwohnerzahlen ein höheres Potenzial an Arbeitnehmern vorhanden ist - durchaus ein wichtiger Standortfaktor für die Aufnahme einer unternehmerischen Tätigkeit.
Gründungsintensität
Nachfolgend wird das Gründungsgeschehen in Relation zur Bevölkerung vor Ort dargestellt, also die Anzahl an Gewerbeanmeldungen bezogen auf 1.000 Einwohner. Dieser Wert - auch als Gründungsintensität bezeichnet - ist ein wichtiger Indikator für die Gründungsdynamik bzw. das Gründungsinteresse in einer Region und ermöglicht es, Regionen zu vergleichen.
Mainfranken weißt im Zeitraum 2013 bis 2022 eine Gründungsintensität von 7,6 auf. Dies bedeutet, dass in der Region pro Jahr durchschnittlich 7,6 Gewerbeanmeldungen auf 1.000 Einwohner entfallen. Mit Blick auf die mainfränkischen Gebietskörperschaften zeigen sich hingegen Unterschiede, denn üblicherweise ist die Gründungsintensität im städtischen Umfeld höher als in ländlich geprägten Gebieten. So weist das Gros der mainfränkischen Landkreise eine Gründungsintensität zwischen 6,9 (Landkreis Schweinfurt) und 7,2 (Landkreis Main-Spessart) aus, lediglich die Landkreise Würzburg (7,6) und Kitzingen (8,0) heben sich etwas ab. Spitzenreiter im mainfrankenweiten Vergleich sind die beiden kreisfreien Städte Würzburg (8,8) und Schweinfurt (9,6).
Wachstumsintensität
Analog zur Gründungsintensität kann zur Beurteilung und regionalen Vergleichbarkeit des Unternehmensbestandes die Wachstumsintensität als Kennziffer herangezogen werden. Sie beschreibt die Veränderung des Unternehmensbestandes je 1.000 Einwohner und gibt somit Auskunft darüber, wie sich der Gewerbebestand, d.h. der Saldo aus Gewerbean- und Gewerbeabmeldungen, im Verhältnis zur Bevölkerung entwickelt. Somit kann das unternehmerische Umfeld und die Gründungsaktivitäten in einer Region bewertet werden. Eine höhere Wachstumsintensität deutet darauf hin, dass es in diesem Gebiet eine lebhafte Unternehmensgründungskultur gibt, während eine niedrigere Wachstumsintensität auf eine möglicherweise weniger entwickelte unternehmerische Umgebung hinweisen könnte.
Für Mainfranken resultiert im Zeitraum 2013 bis 2022 eine Wachstumsintensität von 0,9. Folglich erhöhte sich der Gewerbebestand im Betrachtungszeitraum in Mainfranken jährlich um durchschnittlich 0,9 Unternehmen je 1.000 Einwohner. Dabei weisen alle mainfränkischen Gebietskörperschaften insbesondere in den Jahren 2020 bis 2022 deutlich höhere Werte auf als in den Vorjahren. Hier spiegeln sich auch die im langjährigen Vergleich hohen Gründungssalden in den Coronajahren 2020 bis 2022 wider. Am aktuellen Rand, d.h. im Jahr 2022, liegt die Wachstumsintensität in Mainfranken bei einem Wert von 1,6. Folglich erhöhte sich der Gewerbebestand in Mainfranken im letzten Jahr um 1,6 Unternehmen je 1.000 Einwohner. Im mainfrankenweiten Vergleich stechen die Landkreise Schweinfurt (2,4) und Kitzingen (2,0) mit den höchsten Wachstumsintensitäten hervor, wohingegen im Landkreis Main-Spessart sowie in der Stadt Würzburg mit einem Zuwachs von durchschnittlich 1,2 Unternehmen je 1.000 Einwohner die niedrigsten Werte verzeichnet wurden.
In nachfolgenden Graphiken werden die zuvor genannten Daten nochmals anschaulich dargestellt.
Während sich die Daten in allen vorhergehenden Abschnitten und Graphiken auf alle Gewerbeanmeldungen (hierzu zählen Neugründungen und Umwandlungen, aber auch Zuzüge und sonstige Anmeldungen wie Rechtsformwechsel, Gesellschaftereintritt oder Erbfolge, Kauf bzw. Pacht) bezogen, werden nachfolgend die Neugründungen herausgegriffen. Diese stellen rund 80 Prozent aller Gewerbeanmeldungen in Mainfranken dar.
War die Unternehmensgründung im Vollerwerb lange der Regefall, so zeigt sich in den letzten Jahren regional und bundesweit eine Zunahme von Neugründungen im Nebenerwerb. Im Jahr 2013 waren Voll- und Nebenerwerbsgründungen in Mainfranken noch fast gleichauf, seither öffnet sich die Schere stetig weiter zugunsten der Nebenerwerbsgründung. Besonders ins Auge fallen die Corona-Jahre 2020 und 2021, hier erfolgten rund zwei Drittel der Neugründungen im Nebenerwerb. Im Jahr 2022 wurden in Mainfranken nach Daten des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung insgesamt 5.787 Neugründungen registriert, wovon 2.073 (36 Prozent) im Voll- und 3.714 (64 Prozent) im Nebenerwerb angemeldet wurden.
In jeder der neun mainfränkischen Gebietskörperschaften überwog im Jahr 2022 die Neugründung im Nebenerwerb gegenüber jener im Vollerwerb. Unterschiede können dennoch ausgemacht werden: So ist der Anteil der Nebenerwerbsgründung in den beiden kreisfreien Städten Schweinfurt und Würzburg mit 54 bzw. 55 Prozent deutlich niedriger als in den Landkreisen Haßberge und Main-Spessart, die mit jeweils 70 Prozent den höchsten Anteil an Nebenerwerbsgründungen im mainfrankenweiten Vergleich ausweisen.
Interessant ist auch eine branchenspezifische Betrachtung der Neugründungen: Während im Gast- und im Baugewerbe die Neugründung im Vollerwerb die Regel ist - 70 bzw. 60 Prozent der Neugründungen im Jahr 2022 erfolgten im Vollerwerb -, überwiegen in den übrigen Branchen die Nebenerwerbsgründungen. Im Dienstleistungsgewerbe erfolgten zwei Drittel der Neugründungen im Nebenerwerb, im Handel und im Verarbeitenden Gewerbe liegt der Anteil mit 71 bzw. 75 Prozent nochmals höher.
Die nachfolgenden Graphiken zeigen einerseits die Neugründungen in Mainfranken nach Voll- und Nebenerwerb im Zeitverlauf sowie die jeweiligen Neugründungen nach Branchen im Jahr 2022.
Die IHK Würzburg-Schweinfurt lädt am 13. November 2023 wieder Gründungswillige, Existenzgründer, Start-ups sowie Unternehmensnachfolger zur Gründermesse Mainfranken ein. Von 10:00 bis 17:00 Uhr bieten über 20 regionale Institutionen und Organisationen Hilfestellungen rund um die berufliche Selbstständigkeit. Vorbeikommen, netzwerken und beraten lassen!
: Gemeinwohl heißt: für alle gut! Die Bundesregierung hat die Nationale Strategie für Soziale Innovationen und Gemeinwohlorientierte Unternehmen beschlossen, um Fairness in Lieferketten, klimafreundliche Produktion und Arbeitsplätze für benachteiligte…
: Richtlinie zur Förderung von wissenschaftlichen Nachwuchsgruppen unter Leitung von Frauen im Bereich der Künstlichen Intelligenz, Bundesanzeiger vom 15.09.2023
: Wie und warum gründen Menschen mit Einwanderungsgeschichte? Wie unterscheiden sich die Gründungseinstellungen zwischen Gründenden mit und ohne Einwanderungsgeschichte?
Wirtschaftsfachwirtin
Referentin Existenzgründung
Würzburg
M.A. Politikwissenschaft
Referent Finanzierung und Förderung
Würzburg
Diplom-Geograph
Verkehrsreferent
Büroleiter Geschäftsstelle
Schweinfurt