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Die Energiekosten im Unternehmen steigen zunehmend. Längst haben sie ein Niveau erreicht, bei dem sie im Vergleich zu den Gesamtkosten eines Betriebes nicht mehr als untergeordnet angesehen werden können. Um Wettbewerbsfähig zu bleiben, aber auch um die Umwelt zu schonen und CO2-Emissionen zu vermindern, setzen immer mehr Betriebe auf Energieeffizienz. Managementsysteme können eine große Hilfe sein, um Energieeffizienz messbar und fassbar zu machen.
Ein Energiemanagementsystem erleichtert die Optimierung des Energieeinsatzes, von der Beschaffung bis zur Verwendung. Durch die zugrunde liegende Systematik sind Veränderungen im Energieverbrauchsverhalten des Unternehmens oder des einzelnen Verbrauchers, z.B. einer Anlage, deutlich zu erkennen. Das Unternehmen wird so in die Lage versetzt, rasch zu handeln oder die Auswirkungen von Optimierungsmaßnahmen zeitnah auszuwerten.
Managementsysteme sind Chefsache
Nur wenn die Unternehmensführung hinter dem Konzept steht, kann die Einführung eines EnMS auf Dauer erfolgreich sein. Die Unternehmensführung stellt Zielvorgaben zur Energieoptimierung auf und setzt einen Energiebeauftragten im Unternehmen ein. Eine offene Kommunikation zwischen Unternehmensführung und Energiebeauftragten muss gewährleistet sein.
Schritt für Schritt
Für den Beginn ist eine sogenannte IST-Aufnahme sinnvoll. Das heißt, im Unternehmen sollten zunächst die Energieströme ermittelt und die Hauptverbraucher ausfindig gemacht werden. Hierfür kann ein Messsystem hilfreich sein. Oft lassen sich aus dieser systematischen Betrachtung schon erste Optimierungsmaßnahmen ersehen.
Konkretere, zielführende Planungen werden im nächsten Stepp gemacht und die Umsetzung angestrebt. Aufgrund einer kontinuierlichen, systematischen Messung der Energieströme wird im Weiteren direkt sichtbar, in welchem Maße die umgesetzten Maßnahmen erfolgreich sind und wo eventuell noch Verbesserungsbedarf besteht. Und genau dieser kontinuierliche Verbesserungsprozess ist das langfristige Ziel des Energiemanagementsystems. Denn in Zeiten steigender Energiepreise wird der effiziente Umsatz mit Energie bedeutender.
Wo Chefs am einfachsten die Kosten drücken können:
- Druckluft: Kompressoren, die Druckluft als Antrieb für Maschinen erzeugen, brauchen viel Energie. Die Rohre, durch die Luft transportiert wird, werden zudem schnell undicht. Die Lecks bleiben jedoch oft lange unentdeckt.
- Blindstrom: Der so genannte Blindstrom entsteht beim Betrieb von Wechselstrommaschinen. Er überträgt keine nutzbare Leistung, sondern pendelt zwischen Erzeuger und Verbraucher hin und her. Weil er so das Netz belastet, wird er in Rechnung gestellt. Wer eine Blindstrom- Kompensationsanlage installiert, kann diese überflüssigen Kosten vermeiden.
- Produktionswärme: Großes Energieeinsparpotential bietet sich Unternehmern, indem sie Produktionswärme oder -kälte nutzen. Häufig gilt die Energie als Abfallprodukt und entweicht ungenutzt. Wer hier auf mehr Effizienz achten will, kann z.B. diese Abwärme zum heizen in anderen Gebäuden verwenden.
- Lastspitzen: Wenn mehrere Maschinen mit hohem Energieverbrauch gleichzeitig anlaufen, entstehen Lastspitzen. Der Stromverbrauch steigt kurzzeitig stark an – und das kostet mehr Geld, als ein konstanter Verbrauch. Wer dies vermeiden will, sollte das Einschalten der Maschinen jeweils um ca. eine Viertelstunde verschoben planen.
DIN EN ISO 50001
Seit dem 24. April 2012 ersetzt die Norm ISO 50001:2011 die bis dahin gültige DIN EN 16001:2009. Auch die ISO 50001 folgt dem PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act).
Mit den darauf folgenden Revisionen erhielt die Norm die sogenannte High-Level-Structure, die auch andere Managementnormen, wie zum Beispiel Qualitätsmanagement, Umwelt- oder Arbeitssicherheit erhalten haben oder noch erhalten werden. So soll es Unternehmen erleichtert werden, alle im Unternehmen eingesetzten Managementsysteme gemeinsam zu betreiben: in einem "integrierten Managementsystem".
Die letzte Revision der DIN EN ISO 50001 erfolgte im Jahr 2018. Aber auch begleitende Normen, wie die DIN EN ISO 50003 haben letztendlich Auswirkungen auf das Managementsystem im Unternehmen und sollten daher vom Managementbeauftragten verfolgt werden.
Voraussetzung für den Spitzenausgleich
Auch steuerliche Vergünstigungen für Unternehmen sind an ein Energiemanagementsystem nach DIN EN ISO 50001 gekoppelt. So müssen Unternehmen, die den Spitzenausgleich nach §10 Stromsteuergesetz oder §55 Energiesteuergesetz in Anspruch nehmen möchten ein zertifiziertes Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 nachweisen.
Im Falle von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU laut EU-Definition) genügt ein testiertes alternatives System, wie es in der Spitzenausgleichs-Effizienzsystemverordnung (kurz: SpAEfV) beschrieben ist.
Doch allein dieser Grund sollte nicht ausschlaggebend für den Einsatz eines EnMS im Unternehmen sein. Managementsysteme verschiedener Art bieten vielerlei direkte Vorteile, von verbesserter Organisationsstruktur über Verbrauchskontrolle und Transparenz bis hin zu der Möglichkeit vorbeugender Instandhaltung. Letztlich münden all diese Punkte in einem monetären Vorteil für das Unternehmen.