Wie internationale Mitarbeiter ihre Blue Card erhalten
Der Fachkräftemangel hat auch die TRIPS group getroffen – vielleicht sogar stärker als andere. „Wir sind in einer ländlichen Gegend angesiedelt. Das macht die Suche nach fachlich top ausgebildeten Leuten nicht einfacher“, erklärt Rachel-Ann Martinelli, Personalreferentin beim Unternehmen aus Grafenrheinfeld. Viele junge Leute zieht es eher in die Großstadt. Deshalb sucht der Spezialist für Automatisierungstechnik seit einigen Jahren verstärkt im Ausland nach Ingenieuren.
Von den rund 250 Mitarbeitern des Unternehmens haben inzwischen etwa 20 Prozent Wurzeln im Ausland. „Unsere Mitarbeiter kommen aus der ganzen Welt, sind gut ausgebildet, engagiert und sehr zufrieden bei uns“, so Martinelli. Mit gezielter Suche und der Zusammenarbeit mit einem Headhunter gestaltet sich die Suche nach potenziellen Mitarbeitern oft erfolgreich.
Im nächsten Schritt spielt das Thema der Anerkennung der Qualifikationen eine große Rolle. Dafür nutzt die Firma auch die Online-Datenbank Anabin. Dort kann man gezielt schauen wie spezifische Qualifikationen von Hochschulen im Ausland und Studiengängen in das deutsche Bildungssystem eingestuft werden. Daraus kann das Unternehmen dann schließen, ob die Chance auf eine Anerkennung besteht.
Passt so weit alles, geht es um die Beantragung des Visums und der Blue Card, also der Aufenthaltserlaubnis zur Erwerbstätigkeit. Das Visum ermöglicht die Einreise und Arbeitsaufnahme, für einen langfristigen Aufenthalt muss dann noch die Blue Card im zuständigen Ausländeramt beantragt werden. „Wenn wir das Visum bei der Botschaft beantragen, überprüft diese, ob Voraussetzungen für eine Blue Card erfüllt sind. Im Idealfall stimmt sie direkt ohne Bedenken zu“, erklärt Martinelli den Ablauf. Dann kann die Blue Card nach Einreise des neuen Mitarbeiters in Deutschland beantragt werden.
In Einzelfällen ist jedoch erst noch eine Anerkennung des ausländischen Abschlusses in Deutschland erforderlich, wenn dieser nicht gleichwertig eingestuft ist. „Dann lassen wir alle Zeugnisse der Person ins Deutsche übersetzen und geben die Dokumente an die Anerkennungsstelle. Die Amtssprache Deutsch macht das für die neuen Kollegen sehr schwierig, deshalb unterstützen wir den gesamten Prozess, soweit es irgendwie geht.“
Insgesamt kann der Anerkennungsprozess mehrere Wochen dauern. „Dieser Zeitfaktor ist eine der größten Hürden“, sagt Martinelli. „Wenn wir einen passenden Ingenieur gefunden haben, wissen wir nie, wie lange es dauern wird, bis er tatsächlich bei uns anfangen kann. Gelegentlich springen Bewerber wieder ab, weil Verdienstausfälle und Ungewissheit zu schwer wiegen.“ Der Schlüssel ist, eine bessere Planbarkeit für beide Seiten zu schaffen.
Im Unternehmen sorgt die TRIPS group dann dafür, dass die neuen Mitarbeiter integriert werden. In Deutschkursen mit einem eigens angestellten Lehrer verbessern sie ihre Sprachkenntnisse. Die Personaler helfen außerdem bei der Wohnungssuche und bei vielen administrativen Fragen: Krankenkassen und Versicherungen, Hausarztsuche, Anerkennung des ausländischen Führerscheins. „Die neuen Kollegen kennen sich mit den deutschen Systemen natürlich nicht aus“, sagt Martinelli. „Und die sind schon als Muttersprachler schwierig genug zu verstehen.“ Insgesamt sei der Prozess zwar nicht immer einfach. „Aber er lohnt sich.“