Generationenwechsel

Nachfolgereport Mainfranken 2025

Die Unternehmensnachfolge gehört zu den wichtigsten Herausforderungen des Mittelstandes. Die Alterung der Gesellschaft im Zuge der demografischen Entwicklung führt dazu, dass immer mehr Betriebsinhaber vor der Frage des Generationenwechsels stehen. Zeitgleich drücken die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die konjunkturelle Entwicklung sowie die nach wie vor hohe Beschäftigung auf die Neigung, sich selbstständig zu machen. Die Kluft zwischen Übergabewilligen und potenziellen Übernehmern hat sich in den letzten Jahren vergrößert.

Die IHK hat zum Jahreswechsel 2024/2025 insgesamt 2.700 Unternehmen aus Mainfranken zu diesem Thema befragt1. Die Ergebnisse der Auswertung fließen in diese Publikation „Nachfolgereport Mainfranken 2025“ ein2.

Übergabe oder Aufgabe?

Haben Sie das Ende Ihrer Unternehmerischen Tätigkeit bereits geplant?

Für die Mehrheit noch kein Thema

Etwas mehr als die Hälfte (57,8 Prozent) der Befragten hat sich noch nicht mit dem Generationenwechsel im Unternehmen beschäftigt, ein Viertel (25,6 Prozent) seit mehr als zwei Jahren.

In Bezug auf die Altersklassen zeigt sich, dass sich sehr wenige unter 55-jährigen (5,6 Prozent) wie auch über 65-jährigen (6,1 Prozent) mit der Nachfolge beschäftigt haben. Zumindest 11,7 Prozent der 55- bis 59-jährigen und 16,7 Prozent der 60- bis 64-jährigen gaben an, erste Schritte gemacht zu haben.

Unternehmensnachfolge ist jedoch ein komplexer Prozess, der auch einige Jahre in Anspruch nehmen kann. Die Suche und Qualifizierung des Nachfolgers, die Modernisierung des Unternehmens, die Altersvorsorge und steuerliche Aspekte benötigen ausreichend Zeit. Daher ist es wichtig, dass sich Unternehmer frühzeitig mit dem Thema beschäftigen. Ab etwa Mitte fünfzig sollten Unternehmer erste strategische Überlegungen und Entscheidungen treffen und die Nachfolge schrittweise vorbereiten.

Würden Sie sich für eine Übergabe oder Aufgabe des Unternehmens entscheiden?

Die meisten möchten übergeben

45,0 Prozent der Unternehmen in der Region möchten den Staffelstab an die nächste Generation weitergeben.

Jedoch ziehen zugleich 13,9 Prozent eine Betriebsaufgabe in Betracht und 41,1 Prozent haben noch keine Entscheidung getroffen.

Warum planen Sie eine Unternehmensaufgabe?

Aufgabe als letzte Alternative

Als Gründe für die geplante Betriebsaufgabe werden genannt: „Rentenalter bereits erreicht“ und “keinen Nachfolger gefunden” (jeweils 25,0 Prozent), “schlechte Auftragslage” sowie „Sonstiges“ (jeweils 15,6 Prozent). 12,5 Prozent der Befragten geben an, dass finanzielle Gründe den Verkauf verhindern. “Krankheit” nennen 6,3 Prozent der Befragten als Grund für die geplante Betriebsaufgabe.

Der Generationenwechsel

Wer soll den Betrieb übernehmen?

Am häufigsten wird innerhalb der Familie übergeben

Ist der Nachfolger gefunden, kommt dieser zum Großteil aus der Familie (82,2 Prozent). Weitere „Quelle“ sind die eigene Mitarbeiter (17,2 Prozent). Weder Betriebsfremde Personen noch andere Unternehmen werden von den Befragten als Nachfolger genannt.

Welche wesentlichen Probleme sehen Sie bei einer Übergabe?

Steuerliche Aspekte sind das größte Thema

Wesentliche Herausforderungen beim Generationenwechsel sind laut den Befragten „steuerliche Aspekte“ (32,7 Prozent) sowie „familiäre Hintergründe“ (16,3 Prozent).

Ebenso spielen „Rentabilitätsprobleme“ oder „Miet-, Pachthöhe, Verkaufspreis“ (je mit 14,4 Prozent) eine Rolle. Aber auch die “Finanzierung” (10,6  Prozent) ist ein wichtiges Thema.

Vergleichsweise minder relevant sind die Themen „Grundstück und Gebäude“ (6,7 Prozent) oder „Testament bzw. Erbvertrag“ (4,8 Prozent).

Richtige Vorbereitung der Übergabe

Gespräche im eigenen Betrieb sind vorrangig

Besonders häufig nutzen Unternehmer für Beratungen und/oder erste Informationen „Gespräche im eigenen Betrieb“ (51,6 Prozent) oder „Gespräche im Freundes- oder Bekanntenkreis“ (35,5 Prozent). Auch die Fachverbände werden zu Rate gezogen (12,9 Prozent). Seltener werden hingegen die Expertise von Kammern, Rechtsanwälten, Steuerberatern oder Fachmedien in Anspruch genommen.

Die IHK empfiehlt deshalb ausdrücklich, auf ein breites Spektrum an Experten zurückzugreifen. Dazu zählen auch Gespräche mit Kreditinstituten und Beratungsexperten, um alle Möglichkeiten optimal auszuschöpfen.

Expertenrat: Je früher, desto besser

Meist ein bis zwei Jahre vor Übergabe werden Experten ins Boot geholt

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die meisten Unternehmer erst relativ spät Expertenrat zur Unternehmensnachfolge einholen. Während 77,8 Prozent Experten ein bis zwei Jahre vor der Übergabe zu Rate ziehen, beginnt ein kleinerer Teil (elf Prozent) erst innerhalb des letzten Jahres mit der Beratung. 

Auffällig ist, dass kein Unternehmer mehr als zwei Jahre im Voraus einen Fachmann konsultiert. Dies könnte problematisch sein, da ein zu kurzer Zeitrahmen die Gestaltung eines strukturierten und reibungslosen Nachfolgeprozesses erschwert und mögliche Herausforderungen nicht rechtzeitig adressiert werden können.

Anforderungen an

Übergeber

Zu den wichtigsten Aufgaben eines Übergebers zählen nach Einschätzung der Befragten die Themen „Übergabe rechtzeitig vorbereiten“ (25,1 Prozent), Altersvorsorge (22,9 Prozent), „Sicherung der Zukunft des Unternehmens“ (20,2 Prozent) sowie „Nachfolgersuche rechtzeitig beginnen“ (17,3 Prozent). 

Immerhin noch 14,4 Prozent der Befragten halten auch “Emotional loslassen” für eine wichtige Anforderung.

Übernehmer

Als bei weitem wichtigste Anforderung an den Übernehmer sehen die Befragten mit 90,5 Prozent de Notwendigkeit unternehmerischer und kaufmännischer Qualifikation gepaart mit Branchen- und Marktkenntnissen.

Die Kapitalausstattung zur Finanzierung der Übernahme folgt mit 9,5 Prozent.

Nachfolge als Unternehmensrisiko

Ein sehr wichtiges Thema ist auch die „ungeplante“ Betriebsnachfolge, unter anderem durch schwere Krankheit oder Tod. Die Befragung zeigt, dass 77,2 Prozent der Unternehmen keinen Notfallkoffer besitzen. 12,1 Prozent planen aber einen einzuführen.

Unternehmer müssen die Personen, die im Falle eines Falles einspringen sollen nicht nur rechtlich einwandfrei dazu bevollmächtigen. Auch das notwendige Wissen und Zugänge müssen verfügbar sein. In dem Notfallhandbuch werden daher wichtige Ansprechpartner, Kunden und Lieferanten aufgelistet. Auch dauernde Lasten und Verpflichtungen sowie notwendige Passwörter sollten hier hinterlegt sein.
Damit das Notfallhandbuch auch dauerhaft seinen Zweck erfüllen kann, muss es regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Fast ein Viertel haben eine entsprechende Risikovorsorge - durchschnittlich seit gut fünfeinhalb Jahren - implementiert. Davon haben fast die Hälfte den Notfallkoffer bereits aktualisiert.

Notfallhandbuch
Kernergebnisse und Vergleich zu Vorbefragungen

Generationenwechsel in Mainfranken

(Angaben in Prozent - Basis 2025)202520202015 
Über die Hälfte hat sich noch nicht mit dem Generationenwechsel befasst.57,8+ 6,1+ 8,8 
Nur gut eines von zehn Unternehmen plant eine Betriebsaufgabe.13,9- 0,2  
4 von 10 Unternehmer sind noch unentschlossen.41,1- 9,2  
Nachfolger kommt hauptsächlich aus dem Familienkreis.82,8-16,7- 0,6 

 

Gespräche werden geführt mit Personen …

    
… im Unternehmen51,6- 19,4- 13,0 
… im Freundes- und Bekanntenkreis35,5- 10,3- 15,0 

 

Der “passende” Nachfolger muss …

    
… adäquate Qualifikationen sowie Branchen- und Marktkenntnisse vorweisen können.90,5- 47,0- 28,6 
… über eine entsprechende Kapitalausstattung verfügen.9,5+ 1,2- 3,0 

 

Der Übergeber muss vor allem …

    
… die Übergabe rechtzeitig angehen.25,1- 0,4+ 3,6 
… seine Altersvorsorge sichern.22,9- 2,4- 1,8 
Nur jeder fünfte Betrieb ist auf das Risiko einer 
ungeplanten Nachfolge mit Hilfe eines "Notfallkoffers” vorbereitet.
22,8+16,0+13,0 
     

Die sinkende Vorsorgeplanung gibt zu denken. Mit einer Notfallplanung werden Unternehmen und Familie geschützt. Sie sollte spätestens alle fünf Jahre oder bei Bedarf aktualisiert werden. Geschäftspartner wechseln und Hochzeit/Scheidung und Kinder (Anzahl und Alter) beeinflussen Vollmachten, Verträge und Begünstigte.

Statistik der Befragten

Geschlecht: 77,2 Prozent männlich, 22,8 Prozent weiblich

Branchenschwerpunkte: Dienstleistungen (25,6 Prozent), Einzelhandel (13,9 Prozent), Industrie (12,2 Prozent), Finanzwesen (8,3 Prozent), Bauwirtschaft (7,2 Prozent), Großhandel (5,6 Prozent), Verkehr und Gastronomie (je 4,4 Prozent)

Rechtsformen: gewerbeamtlich gemeldetes Einzelunternehmen (41,3 Prozent), GmbH (38 Prozent), GbR (9,5 Prozent), e.K. (2,8 Prozent), KG (1,7 Prozent)

Mitarbeitergrößenklassen: keine (26,1 Prozent), 1 - 3 Mitarbeiter (22,2 Prozent), 20 - 49 Mitarbeiter (14,4 Prozent), 10 - 19 Mitarbeiter (11,1 Prozent), 4 - 6 Mitarbeiter (6,7 Prozent), 7 - 9 Mitarbeiter (6,7 Prozent), 50 - 99 Mitarbeiter (6,1 Prozent), über 200 Mitarbeiter (3,9 Prozent), 100 - 199 Mitarbeiter (2,8 Prozent)

Fußnoten

1 Es wurden 2.900 Unternehmen per E-Mail angeschrieben, bei denen altersbedingt das Thema der Betriebsübergabe ein in Zukunft wichtiger Entscheidungsbaustein sein wird. Nebst der elektronischen Befragung wurde die Befragung über die Internetseite der IHK, in der Zeitschrift “Wirtschaft in Mainfranken”, mittels Newsletter und auf LinkedIn kommuniziert. 180 Befragungsteilnehmer sind zu verzeichnen. Die Zusammensetzung der an der Befragung teilnehmenden Unternehmen ist heterogen und spiegelt die Wirtschaftsstruktur in Sachen Branchen, Rechtsform und Mitarbeiteranzahl wider. 

2 Ergänzend zu den letzten Publikationen „Nachfolgereport Mainfranken 2015“ und “Nachfolgereport Mainfranken 2020” ergibt sich ein Bild mit Blick auf die Entwicklung des Themas Unternehmensnachfolge in Mainfranken in den letzten zehn Jahren.