IHK-Konjunkturanalyse: Wirtschaft tritt auf der Stelle

Zu Beginn des neuen Jahres stehen die Zeichen in der mainfränkischen Wirtschaft auf Stagnation. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der als Stimmungswert sowohl die Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen der regionalen Wirtschaft abbildet, bleibt im Vergleich zur Vorumfrage im Herbst 2023 nahezu unverändert. Er liegt mit 99 Punkten weiterhin knapp unter der 100-Punkte-Marke, der Grenze zwischen positiver und negativer Stimmung.

„Die mainfränkische Wirtschaft kommt derzeit nicht vom Fleck. Die Stimmung bleibt angespannt“, erklärt IHK-Präsidentin Caroline Trips. Neben der inflationsbedingten Konsumzurückhaltung der Verbraucher und der schwächelnden Weltwirtschaft macht Trips vor allem sprunghafte politische Entscheidungen, geopolitische Konflikte und hohe Kosten dafür verantwortlich, dass die mainfränkischen Unternehmen zunehmend in die Bredouille geraten. Hinzu kämen altbekannte Herausforderungen wie die überbordende Bürokratie sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel.

Ein Blick ins Detail: Acht von zehn Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut (27 Prozent) oder befriedigend (56 Prozent), knapp jedes fünfte Unternehmen ist unzufrieden. Der Saldo sinkt von 17 Punkten im Herbst 2023 auf nun zehn Punkte. „Die Unternehmen beurteilen ihre Geschäftslage so schlecht wie zuletzt 2010, also zu Zeiten der Finanzkrise“, so die IHK-Präsidentin. Die Eintrübung ziehe sich durch fast alle Branchen und Unternehmensgrößen. Besonders stark sei sie aber in der Industrie und im Baugewerbe. „Weder vom Inlands- noch vom Auslandsgeschäft kommen derzeit Wachstumsimpulse. Die exportorientierte Industrie verzeichnet auf allen Auslandsmärkten rückläufige Auftragsvolumina.“ In der Folge würden auch die Auftragsbestände der Unternehmen weiter abschmelzen.

Die Aufbruchstimmung fehlt, die Verunsicherung ist hoch

Auch der Blick auf den weiteren Jahresverlauf ist wenig optimistisch. Die Geschäftserwartungen seien nach wie vor von Skepsis geprägt, wenn auch weniger stark als zuletzt. „Von Aufbruchstimmung ist derzeit nichts zu spüren“, so die IHK-Präsidentin. Die Pessimisten (30 Prozent) überwiegen weiterhin die Optimisten (19 Prozent), so dass der Saldo mit elf Punkten im negativen Bereich bleibt (Herbst 2023: -17 Punkte). Die Unternehmen rechnen mit weitgehend stabilen Aufträgen aus dem Inland und auch auf den Auslandsmärkten erwartet die exportorientierte Industrie keine Impulse. „Allenfalls die Nachfrage aus dem europäischen Binnenmarkt scheint sich zu stabilisieren“, ergänzt Trips.

Neben den fehlenden Impulsen auf der Nachfrageseite sehen die mainfränkischen Unternehmen das explosive Gemisch vieler parallel wirkender Risiken als zunehmende Belastung für die konjunkturelle Entwicklung: vom Arbeits- und Fachkräftemangel über die Energie- und Rohstoffpreise und die Versorgungssicherheit bis hin zu den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen: Die regionale Unternehmerschaft kämpft auf breiter Front. „Die überbordende Bürokratie, langwierige Genehmigungsverfahren, eine wenig unternehmerfreundliche Politik und fehlende Planungssicherheit durch sprunghafte politische Entscheidungen nehmen uns Unternehmern die Luft zum Atmen“, beklagt Trips.

Die fehlende Aufbruchstimmung und die hohe Verunsicherung der regionalen Wirtschaft spiegeln sich laut der IHK-Präsidentin auch in den Investitionsabsichten wider: „Trotz der massiven Herausforderungen und des enormen Anpassungsdrucks im Zuge der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz wollen die Unternehmen immer weniger investieren.“ Während 21 Prozent künftig mehr Geld in die Hand nehmen wollen, planen 28 Prozent Kürzungen, rund 15 Prozent wollen in den kommenden Monaten gar nicht investieren. Die wichtigsten Motive für die verbleibenden Investitionen sind Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungen. Selbst der Umweltschutz verliert als Investitionsmotiv angesichts der angespannten Lage und vielfach fehlender Mittel an Bedeutung. Diese Entwicklung bereitet Trips Sorgen: „Wir haben einen enormen Investitionsstau und stehen vor großen Herausforderungen. Es ist an der Zeit, investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen zu schaffen, sonst ist die Zukunft unseres Wirtschaftsstandortes in Gefahr. Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist von Zurückhaltung geprägt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel planen die Unternehmen jedoch mehrheitlich mit einem konstanten Personalbestand.

#GemeinsamBesseresSchaffen – jetzt!

„Der Wirtschaftsstandort Deutschland verliert an Attraktivität und die Umfrageergebnisse zu den Investitionsplänen unterstreichen, dass sich die mainfränkischen Unternehmen davon nicht abkoppeln können“, so Trips. Investitionen im Inland blieben aus, stattdessen würde die Produktion sukzessive ins Ausland verlagert. „Bei vielen Standortfaktoren – etwa bei der Energieversorgung, bei Steuern und unternehmerischen Freiräumen – sind die USA oder asiatische Länder grundsätzlich besser aufgestellt. Darauf müssen wir endlich entschlossen reagieren und einen Neustart in der Wirtschafts- und Standortpolitik einleiten“, appelliert Trips. Worauf dabei zu achten sei, habe die IHK-Organisation kürzlich in dem Zehn-Punkte-Plan unter dem Titel #GemeinsamBesseresSchaffen (www.dihk.de/resolution2023) formuliert.

Die Befragung wurde im Zeitraum vom 8. bis 18. Januar 2024 durchgeführt. Von 817 befragten Unternehmen haben sich 282 beteiligt. Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit ausführlicher Branchenauswertung finden Interessierte online unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur

Information:
Elena Fürst
Tel. 0931 4194-320
E-Mail: elena.fuerst@wuerzburg.ihk.de