Mainfränkische Industrie leidet unter hohen Energiepreisen – und investiert trotzdem in Klimaschutz

Das Vertrauen der regionalen Wirtschaft in die Energiepolitik hat einen neuen Tiefpunkt erreicht. Laut BIHK-Energiewende-Barometer rechnet fast die Hälfte der Unternehmen im Freistaat (47 Prozent) mit negativen oder stark negativen Auswirkungen der Energiewende auf ihre Geschäfte. Nur noch 14 Prozent der Befragten erwarten positive Effekte. Der Barometerwert ist auch für Mainfranken auf ein historisches Tief gefallen und liegt mit -26,7 Punkten (auf einer Skala von +100 bis -100) ungefähr auf dem gleichen Niveau wie der bayernweite Trend.

Vor allem die Industrie bewertet die Auswirkungen der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Unternehmens mit einem Wert von -38,9 als besonders negativ. „Auch die mainfränkischen Industriebetriebe sehen die hohen Energiepreise als ein großes Hindernis bei ihren Transformationsbemühungen”, erklärt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Lukas Kagerbauer. Das hat drastische Investitionseinschnitte zur Folge: Gut die Hälfte der bayerischen Industriebetriebe schiebt Investitionen in Kernprozesse auf (Mainfranken: 45 Prozent), rund ein Drittel stellt geplante Ausgaben für Forschung und Entwicklung zurück. Während allerdings fast 30 Prozent der bayerischen Industrieunternehmen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen zurückstellen, sind es in Mainfranken lediglich 10 Prozent (Gesamtwirtschaft Mainfranken: 23 Prozent).

„Die produzierenden Unternehmen aus Mainfranken sehen in den Bemühungen rund um den Klimaschutz auch eine Chance. Fatal für den Wirtschaftsstandort ist jedoch die Tatsache, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung aufgrund der hohen Energiepreise heruntergeschraubt werden“, so Kagerbauer. Trotzdem sei die hiesige mittelständisch geprägte Industrie sehr gut am Standort verankert: Während rund ein Drittel der bayerischen Industriebetriebe eine Verlagerung ins Ausland oder die Kürzung von Produktionskapazitäten in Deutschland plant oder bereits umsetzt, ist dies nur für 20 Prozent der mainfränkischen Betriebe eine Option.

Als Hürden für eigene Klimaschutzmaßnahmen kritisieren 64 Prozent der bayerischen Unternehmen (Mainfranken: 54 Prozent) die fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit der Energiepolitik, 58 Prozent beklagen zu viel Bürokratie (Mainfranken: 51 Prozent) und weitere 44 Prozent (Mainfranken: 39 Prozent) zu langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren. Viele Betriebe haben die Potenziale für Energiesparen bereits zum Großteil ausgeschöpft. Bei neuen Projekten wie Photovoltaikanlagen bremsen Bürokratie oder fehlende Netzanschlüsse. Dabei setzen 62 Prozent der mainfränkischen Unternehmen und 80 Prozent der Industriebetriebe auf die Eigenerzeugung erneuerbarer Energien – auch, um unabhängiger von hohen Strompreisen und volatilen Märkten zu werden.

An der seit 2013 jährlich durchgeführten Umfrage haben sich in Bayern rund 600 und in Mainfranken 83 Unternehmen beteiligt. Das BIHK-Energiewende-Barometer ist unter www.bihk.de erhältlich.

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Jacqueline Escher
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