IHK-Konjunkturanalyse: Mainfränkische Wirtschaft tritt auf der Stelle

Nach dem konjunkturellen Einbruch im Herbst 2022 hat sich die Stimmung in der mainfränkischen Wirtschaft wieder verbessert. Doch aufgrund hoher Inflationsraten, einem verhaltenen Konsum, steigender Zinsen sowie wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten fehlt es weiter an Dynamik.

„Die mainfränkische Wirtschaft tritt derzeit auf der Stelle“, resümiert Elena Fürst, IHK-Referentin für Konjunktur und Statistik. Sie verweist auf den IHK-Konjunkturklimaindikator, der als wirtschaftliches Stimmungsbarometer gilt, und der im Vergleich zur Vorbefragung um drei Zähler auf nun 113 Punkte leicht gestiegen ist. „Bei der Beurteilung der aktuellen Geschäftslage gibt es im Vergleich zur Vorumfrage zu Jahresbeginn kaum Bewegung. Die Geschäftserwartungen verbessern sich, bleiben aber insgesamt negativ.“

Ein Blick ins Detail

Rund vier von zehn Unternehmen (43 Prozent) beurteilen ihre derzeitige Situation als gut, etwa jeder Zehnte (11 Prozent) äußert sich negativ. Der Saldo sinkt gegenüber der Vorbefragung marginal um einen Prozentpunkt auf 32 Punkte. Nennenswerte Wachstumsimpulse kommen derzeit weder aus dem Inland noch aus dem Ausland, vielmehr stagniert die Nachfrage. Bewegung zeigt sich erst bei der branchenspezifischen Betrachtung: Während das Baugewerbe moderate und der Dienstleistungssektor kräftige Zuwächse verzeichnen, melden Industrie und Handel schwächere Geschäfte. „Starke Preissteigerungen bei Rohstoffen, Waren und Energie sowie Personalengpässe drücken nach wie vor auf die Stimmung. Zudem klagen immer mehr Unternehmen zumindest teilweise über ausbleibende Kunden oder fehlende Nachfrage“, erklärt Fürst.

Die Geschäftserwartungen für den weiteren Jahresverlauf bleiben verhalten, fallen aber deutlich weniger negativ aus als zuletzt - allerdings mit großen Unterschieden zwischen den einzelnen Branchen. Insgesamt rechnet jeder Fünfte (21 Prozent) mit einer Geschäftsbelebung, jeder Vierte (24 Prozent) mit Einbußen. „Nach wie vor überwiegen die Pessimisten gegenüber den Optimisten, auch wenn die negativen Stimmen etwas abgenommen haben“, so Fürst. Industrie und Bauwirtschaft hätten ihre Erwartungen für die kommenden Monate nach unten korrigiert und auch der Handel erwarte kaum eine Belebung. „Lediglich im Dienstleistungssektor drehen die Urteile unserer Unternehmen in den Wachstumsbereich.“

Branchenübergreifend rechnen die mainfränkischen Unternehmen mit einer stabilen Nachfrage aus dem Inland, die exportorientierte Industrie geht zudem von einer gleichbleibenden Ordertätigkeit aus dem Ausland aus. Auch die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen ist auf Stabilität ausgerichtet, so dass sich der regionale Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten weiter robust entwickeln dürfte. Die Investitionsabsichten sind per Saldo positiv, bleiben aber angesichts der vielfältigen Herausforderungen ausbaufähig.

Es bleiben die altbekannten Risiken

„Die mainfränkische Wirtschaft ist aufgrund vielfältiger Risikofaktoren noch sichtbar angeschlagen. Und für viele Betriebe wird es gefühlt immer unruhiger“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders. „Wir müssen vor allem in regulatorischer Hinsicht wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen. Hier ist vor allem die Politik gefordert“, so Genders weiter. Die hohen Energie- und Rohstoffpreise gelten für zwei Drittel der Unternehmen als größtes Konjunkturrisiko, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel (66 Prozent). Deutlich zugenommen haben in der Risikoskala die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (53 Prozent). Bürokratische Belastungen, beispielsweise die Berichtspflichten im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes, Schwierigkeiten bei der Fachkräfteeinwanderung oder geopolitische Dissonanzen im Umgang mit dem wichtigen Handelspartner China werden hier genannt. Darüber hinaus fürchten viele  Betriebe, insbesondere aus dem produzierenden Gewerbe, die angekündigte Verschärfung des Gebäude-Energiegesetzes sowie das geplante Energieeffizienzgesetz. „Unsere Unternehmen brauchen zukunftsfähige Standortbedingungen. Weitere Belastungen sind Gift für die Wirtschaft. Daneben wünschen sich viele Betriebe von der Politik insbesondere dreierlei: Gut ausgearbeitete und durchdachte Entscheidungen, Planbarkeit und Verlässlichkeit“, so der Hauptgeschäftsführer abschließend. 

Die Befragung wurde im Zeitraum vom 18. bis 27. April 2023 durchgeführt. Von 771 befragten Unternehmen haben sich 283 beteiligt. Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit ausführlicher Branchenauswertung finden Interessierte online unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur

Information:
Elena Fürst
Tel. 0931 4194-320
E-Mail: elena.fuerst@wuerzburg.ihk.de