Menschliche Brücken auf dem Weg nach Deutschland

Matthias Weidt und Sunita Lama bauen Brücken zwischen internationalen Fachkräften und Arbeitgebern aus der Region. Dazu gründeten beide im November 2021 die Lama & Weidt Consulting GmbH mit Sitz in Rieneck im Landkreis Main-Spessart.

Eigene Erfahrungen und der Austausch mit zahlreichen Organisationen haben die beiden dazu bewogen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. Sunita Lama kam 2015 als Au-pair über eine Agentur aus ihrem Heimatland Nepal nach Deutschland. Allerdings ohne begleitende Unterstützung.

Trotz vieler Anfangsschwierigkeiten lernte sie damals dank der Hilfe ihrer Gastfamilie, sich in Deutschland zurechtzufinden. Sunita Lama studierte Wirtschaftswissenschaften. Viele ihrer Landsleute, die auch nach Deutschland gekommen waren, fassten in der Krankenpflege Fuß. Sie tauschten sich aus, halfen sich gegenseitig und bildeten Netzwerke. Unterstützung fand Lama damals auch bei ihrem heutigen Lebensund Geschäftspartner Matthias Weidt, der als Schreinermeister aus einem rein handwerklichen Beruf kommt.

„Ich bin den Menschen und dem Land Deutschland sehr dankbar für das, was ich hier erreicht habe. Und nun möchte ich der Gesellschaft mit internationalen Fachkräften und Integrationsarbeit etwas zurückgeben“, sagt Sunita Lama.

Aufgrund der vielen „Stolpersteine“ beim Start in einem neuen Land und der Notwendigkeit menschlicher Hilfestellung gründeten die beiden vor eineinhalb Jahren eine Vermittlungsagentur für Fachkräfte und Auszubildende aus Drittstaaten. „Wir haben uns vorerst auf den Krankenpflegebereich spezialisiert, da wir den Pflegenotstand in Deutschland und in der Region sehen. Dem wollen wir etwas entgegensetzen“, fasst Sunita Lama zusammen. Auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit fanden Lama & Weidt in organisatorischen und rechtlichen Fragen Unterstützung bei 

der IHK Würzburg-Schweinfurt und bei Fachanwälten. Das Vorgründungscoaching der IHK sei sehr hilfreich gewesen. Zudem fanden die Gründer Hilfe beim Digitalen Gründerzentrum in Lohr am Main.

Mit ihrer Personalserviceagentur (PSA) verpflichten sich Lama & Weidt strikt einer fairen und ethisch vertretbaren Anwerbe- und Vermittlungspraxis. Damit entsprechen sie den Anforderungen der Gemeinschaft des Gütesiegels „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“. Die Gütegemeinschaft untersteht dem Gesundheitsministerium der Bundesrepublik Deutschland. Außerdem arbeiten sie nach dem Verhaltenskodex der WHO für die Anwerbung von internationalem Gesundheitsfachpersonal. „Wir vermitteln nur aus Ländern, die bei der WHO nicht als Länder mit kritischem Mangel an Pflegefachkräften gelistet sind“, betont Matthias Weidt.

Den Fokus ihrer Vermittlungsarbeit haben Lama & Weidt derzeit auf die Philippinen gerichtet, wo Fachkräfte von vielen Ländern nachgefragt werden, vor allem aus den USA. Zukünftig wollen sie ihre Agenturarbeit auf die Vermittlung von Handwerksund Technikberufen ausweiten. Da viele Fachkräfte in Deutschland langfristig integriert werden, sei der Familiennachzug ein häufiges Thema und auch im Handwerk fehlen die Arbeitskräfte.

„Es geht nun mal um Menschen. Deshalb kümmern wir uns über die Vermittlung hinaus um eine nachhaltige Integration der neuen Fachkräfte“, so Sunita Lama. Bislang haben sich die Agenturgründer bereits einen kleinen Kundenstamm von regionalen Auftraggebern aus dem Pflegeheim-Bereich aufgebaut.

Seit Januar 2023 ist eine Pflegefachkraft von den Philippinen im Landkreis Main-Spessart, aktuell befinde sie sich in der Anerkennungsphase. Da sie sich sehr wohl fühle, möchte die Fachkraft ihre Familie nachholen. An den Vorbereitungen zur Einreise werde bereits gearbeitet, so Sunita Lama.

Aktuell laufe die Vorbereitung der Einreise für 14 philippinische Fachkräfte im Herbst auf Hochtouren. „Zudem haben wir 80 Fachkräfte im Pool. Davon könnte eine erste Gruppe schon ab Januar 2024 einreisen“, erläutert Matthias Weidt.

Da es auf dem Weg zu einem Arbeitsverhältnis in Deutschland für Arbeitgeber und Arbeitnehmer einige „Stolpersteine“ zu beachten gebe, entwickelten Lama & Weidt ein sogenanntes „Rundum-sorglos-Paket“, das es in dieser Form noch nicht gebe, erklärt Sunita Lama. Es beginnt mit der Ermittlung des genauen Bedarfs, der Unterzeichnung einer Rahmenvereinbarung und der Suche und Identifikation passender Kandidaten für eine Vorauswahl. Dem folgt eine Sprachausbildung (B1/B2 Pflege) in dem Herkunftsland.

Integrations- und Betreuungsarbeit beginne für sie schon frühzeitig mit Gesprächen per Videokonferenz mit ihren Kandidaten, so Weidt. Darauf folgt die Organisation und Administration der Einreise nach Deutschland, inklusive einer Beantragung der Gleichwertigkeitsprüfung, der Visumsbeschaffung und der Organisation des Flugs.

Nach der Ankunft in Deutschland begleiten Lama & Weidt ihre Kandidaten zudem noch für ein halbes Jahr beim Start am Arbeitsplatz und beim Beginn ihres neuen Lebens. Auf Wunsch könne dies auch vom Arbeitgeber übernommen werden, so Matthias Weidt. Dabei unterstützen sie zum Beispiel bei der Wohnungssuche, bei der Erledigung bürokratischer Aufgaben, etwa beim Einwohnermeldeamt, bei der Ausländerbehörde oder einer Bank, ermitteln Qualifizierungsmaßnahmen und geben eine kulturelle Einführung rund um den Wohn- und Arbeitsort. „Wir wollen ihnen helfen, gut in ein ganz normales Leben in Deutschland zu starten“, so Sunita Lama.

Elmar Behringer

Das Unternehmen
Lama & Weidt Consulting GmbH

Hauptstraße 66,
97794 Rieneck
Tel. 09354 9098788
info@lamaweidt-consulting.com
lamaweidt-consulting.com

Die Person
Sunita Lama & Matthias Weidt

Die Idee
Vermittlung und Integration von internationalen Fachkräften und Auszubildenden in Gesundheitswesen, Handwerk und Technik.

Größte Herausforderung
Die in- und ausländischen behördlichen Angelegenheiten zu bewältigen.

Pläne
Den Mangel an Arbeitskräften in der Region Mainfranken nachhaltig zu lindern.

Den WiM-Artikel finden Sie hier.