Digitales Leadership

Bildquelle: Paperwings-Consulting GmbH, Würzburg

Bildquelle: Paperwings-Consulting GmbH, Würzburg

Danny Herzog-Braune ist Experte für Führung, Kommunikation und Visualisierung. Als Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Managementberatung Paperwings Consulting GmbH und Mitgründer von Resilienz Consulting ist er als Führungskräftetrainer, Managementberater und Resilienzberater tätig. Mit einem akademischen Hintergrund in Staats- und Sozialwissenschaften sowie einem Master of Business Administration liegt sein Schwerpunkt auf Unternehmensführung. In seinem "Paperwings Podcast", hat er über 100 Interviews mit Expert:innen zum Thema Führung geführt hat.

Im Interview gibt der Experte Einblicke in seine Tätigkeiten und Projekte als Führungskräftetrainer, Managementberater und Resilienzberater. Er arbeitet mit einem weltweit führenden Biotechnologieunternehmen zusammen, um Trainer:innen in agiler Führung und digitalen Geschäftsprozessen zu schulen. 

Können Sie ein Beispiel nennen, wie Sie digitales Leadership in Unternehmen voranbringen?

In einem aktuellen Projekt arbeite ich mit einem weltweit führenden Biotechnologieunternehmen zusammen. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner schule ich Trainer:innen in agiler Führung und der Vermittlung von digitalen Geschäftsprozessen. Diese Trainer:innen können dann als Multiplikatoren fungieren und die digitale Transformation im Unternehmen beschleunigen. Konkret geht es darum, den Mitarbeiter:innen und Dienstleister:innen das Wissen über die Validierung von Softwareprozessen und Tools zu vermitteln, damit sie diese in den internen Abläufen und Tools anwenden können. Dabei liegt der Fokus darauf, das relevante Wissen strukturiert, nachhaltig und effektiv weiterzugeben. Denn in einer schnelllebigen und unsicheren Umgebung ist der erfolgreiche Wissenstransfer zu digitalen Werkzeugen und Prozessen entscheidend für die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens. Als Berater und Facilitator unterstütze ich die Führungskräfte dabei, das Wissen zu identifizieren, zu dokumentieren und visuell aufzubereiten, damit es leicht verständlich und effizient umgesetzt werden kann. Dadurch wird sichergestellt, dass die digitale Agenda und Strategie erfolgreich vorangetrieben werden. Durch gezielte interne Kommunikationskampagnen, Schulungen und Workshops wird das Bewusstsein für die Vorteile der digitalen Transformation geschärft und die Fähigkeiten der Mitarbeiter im Umgang mit digitalen Technologien verbessert. Dabei unterstütze ich das Trainerteam bei den Herausforderungen des Veränderungsprozesses. Mein Ziel ist es, den Führungskräften dabei zu helfen, digitale Führungskompetenzen zu entwickeln, um das Unternehmen erfolgreich in die digitale Zukunft zu führen.

Welche Auswirkungen hat die Remote-Arbeit von Unternehmen auf deren Führungsmethoden?

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Remote-Arbeit in den meisten Unternehmen etabliert. Das Homeoffice hat dabei einen großen Einfluss auf die Führungsmethoden. Statt auf "Befehl und Kontrolle" setzen wir nun auf "Vertrauen und Inspirieren". Es geht vor allem darum, eine vertrauensbasierte Führung zu entwickeln, da Führungskräfte ihre Mitarbeiter nicht mehr physisch kontrollieren können. Sie müssen darauf vertrauen, dass die Mitarbeiter ihre Aufgaben erledigen und ihre Ziele erreichen, auch wenn sie nicht im Büro sind. Zudem erfordert die Remote-Arbeit eine verstärkte Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitern. Führungskräfte sollten regelmäßig online mit ihren Mitarbeitern in Kontakt treten, um den Fortschritt abzustimmen, Feedback zu geben und Fragen zu beantworten. Die Remote-Arbeit ermöglicht flexiblere Arbeitsweisen, was auch eine flexiblere Führung erfordert. Flexibilität und Anpassungsfähigkeit sind in disruptiven Zeiten entscheidende Führungsfähigkeiten. Es ist auch wichtig, technologisch auf dem neuesten Stand zu bleiben. Durch die Corona-Pandemie haben sich digitale Werkzeuge schnell weiterentwickelt und bieten großartige Funktionen und kollaborative Möglichkeiten. Ich setze diese Werkzeuge auch aktiv im Online-Coaching ein. Führungskräfte sollten die Potenziale dieser ausgereiften
Produkte kennen und die Nutzung der im Unternehmen verwendeten Tools vorantreiben. Letztendlich geht es um wirtschaftliche Ergebnisse und nicht um die reine Arbeitszeit. Die Führungskraft sollte als Motivator und Inspirator dienen und sicherstellen, dass die Mitarbeiter effizient arbeiten können, indem sie die notwendigen Ressourcen bereitstellen.

Wie bringt man ein „eingefahrenes“ Team dazu neue digitale Tools oder Prozesse zu akzeptieren und effektiv zu nutzen?

In diesem Prozess ist es besonders wichtig, auf Kommunikation und Transparenz zu setzen. Es ist entscheidend, allen Teammitgliedern klarzumachen, warum wir neue Tools und Prozesse einführen und welchen Mehrwert sie bieten. Es ist wichtig, dass alle verstehen, wie diese Veränderungen den Arbeitsablauf erleichtern und verbessern können. Die Schulung und das Training spielen dabei eine zentrale Rolle. Wir müssen sicherstellen, dass die Mitarbeiter:innen die neuen digitalen Werkzeuge verstehen, beherrschen und effektiv einsetzen können. Es ist wichtig, ihnen Zeit und Raum zu geben, um Fragen zu stellen und sich mit den neuen Tools vertraut zu machen. Gleichzeitig können wir mit kleinen Pilotprojekten starten, um das Team mit den neuen Tools und Prozessen vertraut zu machen. Auf diese Weise können sie in einer sicheren und kontrollierten Umgebung die Vorteile und Funktionen der Softwareprodukte erleben und sich damit vertraut machen. Und nicht zu vergessen: Geduld ist wichtig. Veränderungen brauchen Zeit. Geben Sie dem Team genügend Zeit, um sich an den Wandel anzupassen und sich mit den Veränderungen wohlzufühlen.

Welche Visualisierungstechniken nutzen Sie, um komplexe Ideen oder Prozesse in Unternehmen voranzubringen?

Das hängt ein wenig davon ab, ob ich mich persönlich mit den Mitarbeitenden in einem Meetingraum oder in einem virtuellen Raum befinde. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Für Kickoff-Meetings bevorzuge ich persönliche Begegnungen. Dabei nutze ich eine Vielzahl von Moderationsmaterialien wie selbsthaftende Flipcharts, Whiteboards, Pinnwände und eine große Graphic Wall, die es ermöglicht, große Visualisierungen zu erstellen. Mit dem Flipchart kann ich beispielsweise die Tagesagenda darstellen und den Monitor oder Beamer verwenden, um relevante Dokumente wie Formulare oder Tabellen anzuzeigen. Mit Whiteboards erstelle ich Mindmaps und Wissenslandkarten, und die Graphic Wall hilft mir, Gespräche und Gedanken visuell festzuhalten. Durch den Einsatz von Moderationskarten kann ich Inhalte flexibel neu gruppieren und dynamisch damit arbeiten. Bei Online-Workshops oder Coaching-Sessions nutze ich digitale Whiteboards, die alle oben genannten Funktionen erfüllen. Am Ende entstehen Infografiken, die Informationen, Daten oder Statistiken visuell darstellen können. Dabei verwende ich die Storytelling-Technik, bei der komplexe Ideen oder Prozesse in Form einer Geschichte erzählt werden. Durch den Einsatz von Charakteren, Handlungssträngen und Ereignissen können komplexe Konzepte auf anschauliche, interessante, fesselnde und leicht verständliche Weise vermittelt werden.

Zu welchem Zeitpunkt entscheiden sich Betriebe/Unternehmen, externe Beratung in Anspruch zu nehmen, um die digitale Transformation in ihrem Unternehmen zu unterstützen?

Das ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Einige Unternehmen erkennen frühzeitig die kommunikativen Herausforderungen, die auf sie zukommen, und suchen bereits in einem frühen Stadium externe Unterstützung, um als Moderator und Facilitator bei der Kommunikation zwischen ihren verschiedenen Teams und Bereichen zu helfen. Andere Unternehmen rufen mich erst an, wenn sie merken, dass es Probleme gibt und sie externe Unterstützung benötigen. In solchen Fällen geht es oft darum, zwischen den unterschiedlichen Positionen im Team zu moderieren und die Bedürfnisse, Blockaden und Hemmschwellen zu identifizieren. Denn oft scheitert die digitale Transformation nicht an technischen Hürden, sondern an bewusster Passivität, inneren Widerständen und Blockaden, da kein erfolgreiches Commitment der einzelnen Bereiche erreicht wurde.

Was sind die ausschlaggebenden Faktoren für diese Entscheidung?

Einige meiner Kunden verfolgen aktiv meine Beiträge auf LinkedIn oder haben meinen Beitrag in dem gemeinsamen Herausgeberbuch von Ruth Maria Mattes und mir gelesen, in dem ich über das Thema "Warum eine Führungskraft im Sinne der Unternehmensziele und Mitarbeitenden moderieren und visualisieren können sollte" schreibe. Oft melden sich jedoch auch neue Kunden durch persönliche Weiterempfehlungen bei mir.

Danny Herzog-Braune vielen Dank für das Interview. 

 

Herrn Danny Herzog-Braune haben wir im Juli 2023 interviewt.