Nachhaltige T-Shirts aus der Wohltätigkeitsfabrik

Bild: Deetory

Sebastian Becker und Julian Herrhammer haben das Start-up „Deetory“ in der als schwierig geltenden Modebranche ins Leben gerufen.

Sebastian Becker und Julian Herrhammer haben das Start-up „Deetory“ in der als schwierig geltenden Modebranche ins Leben gerufen. Mit ihrem Label wollen sie die Welt ein Stück besser machen, indem sie fair gehandelte Kleidung vertreiben und darüber aufklären.

Die klassische Modebranche befindet sich spätestens seit Corona im freien Fall. Die gesamte Modebranche? Nein, es gibt hier und da gallische Dörfer, die mit pfiffigen Ideen eine zukunftsträchtige Nische im Textilhandel aufspüren. Eines davon ist Benetory, dessen Modelabel Deetory heißt. „Benetory setzt sich aus Benefit und Factory zusammen, bedeutet also Wohltätigkeitsfabrik“, berichtete Geschäftsführer Sebastian Becker: „Beim Eintragen der Namensrechte haben wir allerdings festgestellt, dass wir damit zu nahe am Moderiesen Benetton waren. So entstand im letzten Moment vor dem Launch noch Deetory.“ Das bedeute etwas ganz Ähnliches. Das Besondere: Von der Ware, allen voran T-Shirts, profitieren nicht nur die Käufer, sondern auch diejenigen, die an der Produktion des T-Shirts beteiligt sind.

„Unsere Kleidung besteht ausschließlich aus fair hergestellten und gehandelten Rohstoffen“, sagte Becker: „Die Bedingungen in den Fabriken haben westliche Standards; es gibt dort etwa eine soziale Absicherung für die Arbeiter und einen Lohn, der zum Leben reicht.“ Oftmals würden sie in dieser Branche hingegen wie Sklaven ausgebeutet. „Unsere Baumwolle wird unter fairen Bedingungen auf Feldern in Tansania gewonnen, anschließend über die Grenze nach Kenia gebracht – und dort verarbeitet.“ Beckers Geschäftspartner Julian Herrhammer hat sich auch schon vor Ort ein Bild gemacht. Die beiden haben sich vor einigen Jahren bei einem Elektronikhandel kennengelernt. „Julian hat genau wie ich eine duale Ausbildung zum Handelsfachwirt gemacht. In dieser Zeit war ich sein Ausbilder“, sagte Becker, der sich heute auch als Prüfer bei der IHK Würzburg-Schweinfurt engagiert. Dass der 30-Jährige 2016 letztlich ein Start-up in der Modebranche gegründet hat, lag nicht nur am Ideellen, sondern hatte auch ganz praktische Gründe. „Ich bin zwei Meter groß und habe es deshalb in den Geschäften schon immer schwer, etwas Passendes zum Anziehen zu finden.“ Bei Deetory sei hingegen für jeden etwas dabei „von Babys bis zum Greis, für Groß und Klein.“

Kleidung zu fairem Preis

Dass fair gehandelte Waren nicht zwangsläufig überteuert sein müssen, zeigt ein Blick in den Webshop. Die T-Shirts kosten überwiegend weniger als 25 Euro, Pullover gibt es meist für unter 50 Euro. „Wenn wir keine marktgerechten Preise hätten, würden die Sachen zu wenige kaufen. Dann gäbe es uns schnell nicht mehr – und auch die Menschen in Afrika hätten nichts mehr davon“, so Becker. Neben der Kleidung bietet Deetory in Kooperation mit Partnern auch modisches Zubehör wie Taschen, Schals, Mützen und Küchenschürzen an. Eine weitere Besonderheit: Seit der Gründung kooperiert Deetory mit Hilfsorganisationen und verzichtet zugunsten dieser Spendenpartner auf einen Teil seines Gewinns. Nach jedem Einkauf entscheidet der Kunde, an welche der Partnerorganisationen Geld fließen soll. Um diese Spenden übersichtlicher zu gestalten, hat das Start-up eine eigene Währung namens „Dees“ eingeführt. Man erhält die Dees automatisch und kostenlos beim Shoppen gutgeschrieben – und kann diese dann beliebig aufteilen. 

Ein eigener Stil, Designs und Aufdrucke haben bei Deetory einen hohen Stellenwert. „Wir bieten auch individuelle Firmen-, Schul- und Vereinskleidung an und präsentieren unsere Philosophie in Unternehmen“, unterstrich Becker. In Schulen halten die beiden Entrepreneure ebenfalls Vorträge. „Letzteres machen wir selbstverständlich ganz ohne Verkaufsabsichten. Wir zeigen den Kindern vielmehr die Reise eines T-Shirts und versuchen, sie über die Grundlagen fair gehandelter Produkte zu informieren“, so der Langendörfer, der aktuell auf eine Wochenarbeitszeit von 60 bis 70 Stunden kommt. Denn noch haben die beiden ihre Jobs nicht aufgegeben. „Unser Ziel ist es natürlich, dass wir uns irgendwann komplett unserem Unternehmen widmen können“, sagte Becker. Ein weiterer Meilenstein ist der stationäre Handel, in dem die Deetory-Produkte zunehmend Einzug halten sollen – ebenso wie die Herstellung von Eigenprodukten in Kooperation von Einzelhandel und den jungen Unternehmern. „Die Coronapandemie hat uns da einen Strich durch die Rechnung gemacht und das Ganze etwas verzögert.“ Derzeit ist Deetory auf der Suche nach Modehändlern, die ein ähnliches Verständnis von Nachhaltigkeit haben.

Text: Jörg Rieger

Das Unternehmen

Benetory UG (haftungsbeschränkt)
Heidingsfelder Straße 5
97286 Winterhausen
0160 7723711
info@deetory.com www.deetory.com  

Die Personen
Sebastian Becker und Julian Herrhammer  

Die Idee
Die Welt mit nachhaltig hergestellter Mode ein Stück besser machen.  

Größte Herausforderung
Bekanntheit schaffen und Reichweite generieren.  

Pläne
Viele Mitstreiter zu gewinnen und in den stationären Handel zu kommen.

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