Mainfranken ist attraktiv für internationale Fachkräfte – trotz Bürokratie

Wie eine aktuelle Umfrage der IHK Würzburg-Schweinfurt zeigt, befürchtet mehr als jedes zweite mainfränkische Unternehmen (56 Prozent), aufgrund von Personalengpässen sein Angebot einschränken oder Aufträge ablehnen zu müssen. 40 Prozent der Befragten befürchten, dass die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Standorts sinkt. Trotz der zahlreichen Hemmnisse ist eine Mehrheit der befragten Unternehmen der Meinung, dass Mainfranken für internationale Arbeitskräfte attraktiv ist.

Rund 40 Prozent der Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, haben in den vergangenen zwei Jahren Fachkräfte aus Drittstaaten rekrutiert, entsprechend haben rund 60 Prozent dies nicht getan. Trotz zahlreicher Bedenken und Hemmnisse beurteilen die regionalen Unternehmen die Attraktivität Mainfrankens für internationale Fachkräfte eher positiv. Der Mittelwert auf einer Skala von 0 (=gar nicht attraktiv) bis 10 (=sehr attraktiv) liegt bei 6,7.

Ein Blick ins Detail: Knapp 80 Prozent der befragten Unternehmen erwarten aufgrund von Personalknappheit eine Mehrbelastung der bestehenden Belegschaft. Mehr als jeder zweite Betrieb (56 Prozent) befürchtet, das Angebot einschränken oder Aufträge ablehnen zu müssen. 40 Prozent der Unternehmen befürchten aufgrund von Personalengpässen eine sinkende Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, rund 13 Prozent erwägen aufgrund von Personalengpässen sogar eine Verlagerung ins Ausland. 77 Prozent der Firmen rechnen mit steigenden Arbeitskosten. Fast jedes zweite Unternehmen (46 Prozent) geht davon aus, dass steigende Arbeitskosten zu einer stärkeren Digitalisierung und Automatisierung führen werden.

Lange Bearbeitungszeiten lassen die Firmen verzweifeln

Auf die Frage, was ihnen bei der praktischen Umsetzung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes für die Rekrutierung von Fachkräften aus Nicht-EU-Staaten wichtig ist, erwarten 63 Prozent eine Vereinfachung und Beschleunigung der Verwaltungsverfahren. Sechs von zehn Firmen erhoffen sich eine Verbesserung der Sprachkenntnisse der Fachkräfte durch mehr Sprachangebote im In- und Ausland. Etwa jedes zweite Unternehmen (45 Prozent) wünscht sich ausreichend Wohnraum in der Nähe, um potenzielle Fachkräfte unterbringen zu können.

Im Umgang mit den Behörden sehen die Unternehmen vor allem in der Abwicklung der visarechtlichen Verfahren große Herausforderungen. Obwohl die Bundesregierung 2020 das sogenannte beschleunigte Fachkräfteverfahren eingeführt hat, für das die jeweilige Ausländerbehörde als koordinierende Stelle zuständig ist, behindern Bürokratie und lange Bearbeitungszeiten eine zügige Verfahrensabwicklung. „Es kommt relativ häufig vor, dass die Fachkraft aus einem Drittstaat nicht wie erhofft nach drei bis vier Monaten, sondern erst nach mehr als einem halben Jahr ihre Arbeit in Deutschland aufnehmen kann“, beklagt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Lukas Kagerbauer. „Das nimmt vielen Unternehmen den Wind aus den Segeln. Auf der einen Seite wirbt die Bundesregierung in verschiedenen Drittstaaten um Fachkräfte, auf der anderen Seite sind wir aufgrund bürokratischer Hürden nicht in der Lage, den Menschen schnell und effizient eine Arbeitserlaubnis zu erteilen.“ Zu viele Fallstricke, Unwägbarkeiten, lange Bearbeitungszeiten und zu wenig Transparenz würden Unternehmen nicht selten verzweifeln lassen. Es dürfe nicht vom Zufall abhängen, ob ein Visumsverfahren zügig abgewickelt wird oder nicht, so Kagerbauer. „Es ist sehr erfreulich, dass eine Mehrheit der Unternehmen positiv auf Mainfranken als Zuwanderungsregion blickt. Umso mehr muss die Politik dringend für Bürokratieabbau und Verfahrensvereinfachungen sorgen. Insbesondere vor dem Hintergrund des novellierten Fachkräfteeinwanderungsgesetzes.“

Die Umfrage wurde vom 11.08. bis zum 08.09.2023 von der IHK Würzburg-Schweinfurt durchgeführt. Teilgenommen haben 110 Unternehmen aus der Region.

Information
Isabel Schauz
Tel. 0931 4194-358
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