Investitionsbereitschaft der regionalen Industrie sinkt

Mainfranken steht vor einer wachsenden Gefahr der Deindustrialisierung, da immer mehr Industriebetriebe zukunftsträchtige Investitionen statt im Inland lieber im Ausland tätigen wollen. Zudem liegen nach einer Umfrage der IHK Würzburg-Schweinfurt unter regionalen Industrieunternehmen die Absichten für Inlandsinvestitionen aktuell unter dem langjährigen Durchschnitt.

„Der Investitionssaldo fürs Inland liegt mit acht Punkten auf einem Niveau, das wir bisher nur aus Krisenzeiten kennen und das weit entfernt ist von früheren Spitzenwerten nahe der 30 Punkte“, erklärt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Lukas Kagerbauer. Zudem verlaufe die Erholung nach der Corona-Pandemie und dem Ausbruch des Ukraine-Krieges sehr schleppend. „Die Industrie ächzt unter hohen bürokratischen Belastungen, dem ständigen Hin und Her der politischen Entscheidungsträger und natürlich den hohen Energiepreisen.“ Das alles spiegle sich in einer zunehmenden Skepsis gegenüber dem inländischen Standort wider: „Aktuell schätzt rund jeder zweite mainfränkische Industriebetrieb die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Bayern als gut oder sehr gut ein. Vor fünf Jahren jedoch urteilten neun von zehn Industriebetrieben positiv.“ 

Kagerbauer beunruhigen vor allem die abgefragten Investitionsmotive, insbesondere wenn zwischen In- und Auslandsinvestitionen differenziert wird. Kapazitätserweiterungen finden ganz überwiegend im Ausland statt. Sie sind für 63 Prozent der Auslandsinvestitionen das Motiv, aber nur für 33 Prozent der Inlandsinvestitionen. Bei letzteren spielen vor allem Energieeffizienz- und Umweltschutzmaßnahmen eine immer größere Rolle, während andere Motive wie Produktinnovationen und selbst Ersatzbeschaffungen kontinuierlich an Bedeutung verlieren. Diese Entwicklung sei laut Kagerbauer nicht nur in Mainfranken, sondern im gesamten Freistaat zu beobachten. „Wenn in unseren mainfränkischen und bayerischen Industriestandorten zu wenig in Innovationen und Erweiterungen investiert wird, dann bedeutet das letztlich, dass die heimische Industriesubstanz langfristig aufgezehrt wird. An ihr hängen im Freistaat jedoch rund 1,3 Millionen gut bezahlte Arbeitsplätze.“ Die Politik müsse daher schnellstmöglich handeln, um der Industrie und dabei besonders dem Mittelstand wieder eine Zukunft in der Region zu geben, betont der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer. Dazu gehören an erster Stelle international wettbewerbsfähige Energiepreise, steuerliche Maßnahmen für mehr Investitionen und für mehr Erwerbstätigkeit sowie das klare Ziel, in Europa die schnellste Verwaltung und den schnellsten Ausbau der Infrastrukturen – ob Wohnen, Energie, Telekommunikation oder Verkehr – zu schaffen.

Für die Umfrage wurden 239 mainfränkische Industrieunternehmen angeschrieben, 89 haben geantwortet.

Information:
Elena Fürst
Tel. 0931 4194-320
E-Mail: elena.fuerst@wuerzburg.ihk.de