IHK-Studie: Inflation drückt Kaufkraft in Mainfranken

Die Mainfranken verfügen 2023 über eine allgemeine Kaufkraft von rund 25,5 Milliarden Euro. Vom verfügbaren Nettoeinkommen werden sie voraussichtlich 7,1 Milliarden Euro für Produkte im Einzelhandel ausgeben – hiervon 86 Prozent an den Kassen der mainfränkischen Händler. Dies sind Ergebnisse einer neuen Analyse der IHK Würzburg-Schweinfurt zu Kennzahlen für den Einzelhandel in Mainfranken für das Jahr 2023. Datengrundlage ist eine neue Prognose der Michael Bauer Research GmbH.

Im Durchschnitt hat der Mainfranke heute mehr Geld im Portemonnaie als vor der Corona-Pandemie. Die Kaufkraft beträgt aktuell rund 25,5 Milliarden Euro, 2019 hatte sie bei 22,2 Milliarden Euro gelegen. Dies ist ein Anstieg um 3,3 Milliarden Euro. Pro Kopf liegt die Kaufkraft 2023 bei 26.686 Euro. Auch im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich eine Zunahme der Kaufkraft in Mainfranken – absolut um rund 1,0 Milliarden Euro, pro Kopf um 741 Euro bzw. 2,9 Prozent.

„Auf den ersten Blick ist die gestiegene Kaufkraft und das damit verbundene Konsumpotenzial aus Sicht der regionalen Wirtschaft eine erfreuliche Entwicklung. Allerdings sind die anhaltend hohen Inflationsraten eine große Belastung für die Verbraucher“, so Dr. Christian Seynstahl, IHK-Bereichsleiter Standortpolitik und Unternehmensförderung, zur Interpretation der Daten.

Ungleiche Verteilung der regionalen Kaufkraft

Von den 25,5 Milliarden Euro Konsumpotenzial stehen insgesamt 7,1 Milliarden für Ausgaben im Einzelhandel zur Verfügung, wenngleich sich deutliche Unterschiede zwischen den Regionen zeigen und auch nicht alles Geld in die Region fließt. Mit Blick auf die Region reicht die Spanne von 6.196 Euro pro Person in der Gemeinde Wilmars (Landkreis Rhön-Grabfeld) bis 9.446 Euro in der Stadt Iphofen (Landkreis Kitzingen). Auf Ebene der Landkreise verfügt der Landkreis Würzburg mit 7.598 Euro pro Kopf über die höchste einzelhandelsrelevante Kaufkraft im Jahr 2023, Schlusslicht ist der Landkreis Rhön-Grabfeld mit 7.158 Euro pro Kopf. „Geschuldet sind die regionalen Unterschiede unter anderem der demografischen Situation und Sozialstruktur der Bevölkerung, der Erwerbsbeteiligung, dem Lohnniveau und der damit verbundenen Vermögensbeteiligung sowie weiteren Einflussfaktoren, beispielsweise Mietpreisen“, so Seynstahl.

Regionaler Handel bezieht 6,1 Milliarden Euro

„Der tatsächliche Umsatz der regionalen Händler liegt in Summe bei rund 6,1 Milliarden Euro im Jahr 2023“, so Seynstahl weiter. Die meisten Umsätze würden für die Stadt Würzburg mit über 1,5 Milliarden Euro erwartet. Die Stadt Schweinfurt könne mit rund 669 Millionen Euro rechnen. Auf dem dritten Platz folge Bad Neustadt an der Saale mit etwa 223 Millionen Euro.

Zugleich würden die Zahlen zeigen, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Mittel die Region verlässt. Mainfrankenweit fließen allein 15 Prozent der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft an den Onlinehandel ab, wobei nur ein Teil davon an hiesige Internethändler geht. Hinzu kommen Ausgaben, die nicht in der Region selbst getätigt werden, zum Beispiel im Urlaub oder bei Ausflügen. Umgekehrt werden in Mainfranken auch Ausgaben von Kunden getätigt, die außerhalb der Region wohnhaft sind. Und nicht zuletzt ist im Zuge der Corona-Pandemie der Onlinehandel stark gewachsen: Rund 1,1 Milliarden Euro geben die Mainfranken heuer voraussichtlich im E-Commerce aus.

Fazit laut Seynstahl: „Der Handel vor Ort ist stark und profitiert auch 2023 vom Konsumpotenzial der Mainfranken. Zugleich bremsen hohe Inflationsraten. Und auch die Unsicherheit bleibt hoch, laut jüngster IHK-Konjunkturumfrage herrscht mit Blick auf die kommenden Monate im Einzelhandel weiterhin überwiegend Pessimismus. Umso wichtiger ist es gerade jetzt, alles Erdenkliche zu tun, damit unsere Innenstädte attraktiv und lebendig bleiben und nicht noch mehr Konsumpotenzial aus Mainfranken abwandert.“

Mainfränkische Mittelzentren sind Versorgungsanker

Als Indikator für die Attraktivität eines Standortes als Einkaufsort kann die sogenannte Zentralitätskennziffer dienen. Gemeinden mit hoher Einkaufsattraktivität weisen Zentralitätskennziffern über 100 aus, da sie mehr einzelhandelsrelevante Kaufkraft anderer Gebiete an sich binden, als sie eigene Kaufkraft an andere Regionen abgeben. Regionaler Spitzenreiter von Städten mit über 10.000 Einwohnern ist die Stadt Haßfurt mit einem Indexwert von 257 Punkten, gefolgt von Bad Neustadt an der Saale mit 226 Punkten. „Grund hierfür ist die wichtige Versorgungsfunktion der zentralen Orte in Mainfranken. Besonders die regionalen Mittelzentren spielen dabei neben den Oberzentren und dem Regionalzentrum Würzburg in der Fläche eine wichtige Rolle. Sie generieren eine Sog- und Magnetwirkung, die für einen entsprechend hohen Umsatz und folglich für einen hohen Einzelhandelszentralitätswert sorgt“, führt Seynstahl aus. Alle mainfränkischen Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern liegen hinsichtlich der Einzelhandelszentralität über dem Bundesschnitt (100 Punkte).

Weitere Informationen zu aktuellen Kaufkraftdaten in Mainfranken finden Interessierte online unter: www.wuerzburg.ihk.de/handel

Information:
Dr. Christian Seynstahl
Tel. 0931 4194-314
E-Mail: christian.seynstahl@wuerzburg.ihk.de