Mainfränkische Unternehmen bewerten Wirtschaftsstandort Bayern schlechter als 2018

Insgesamt attestiert die mainfränkische Wirtschaft dem Standort Bayern eine hohe Wettbewerbsfähigkeit – noch. Denn das Urteil fällt deutlich schlechter aus als vor der letzten Landtagswahl 2018. „Die künftige Staatsregierung muss daher alles daran setzen, den Wirtschaftsstandort Bayern zukunftsfähig aufzustellen und die Standortqualität hoch zu halten“, fordert IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders.

Im Rahmen der IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2023 wurde die mainfränkische Wirtschaft gebeten, mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl im Herbst 2023 die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Bayern auf einer Skala von 1 („sehr gut“) bis 5 („mangelhaft“) zu beurteilen. Mehr jedes zweite Unternehmen (57 Prozent) zeigt sich zufrieden mit den Standortbedingungen und votiert mit „gut“ (51 Prozent) oder „sehr gut“ (6 Prozent).

Allerdings zeigt sich auch: Die Zahl der negativen Urteile nimmt zu. Rund jeder zehnte Betrieb vergibt die Noten 4 oder 5. Differenziert nach einzelnen Branchen fallen die Urteile der mainfränkischen Unternehmen aus Tourismus (66 Prozent „sehr gut“ oder „gut)“, Handel sowie der Dienstleistungswirtschaft (jeweils 60 Prozent „sehr gut“ oder „gut“) deutlich besser aus als in der Bauwirtschaft (55 Prozent „sehr gut“ oder „gut“) und der Industrie (49 Prozent „sehr gut“ oder „gut“).

„Die mainfränkische Wirtschaft spricht dem Wirtschaftsstandort Bayern insgesamt eine hohe Wettbewerbsfähigkeit zu, allerdings gibt es wie so häufig auch einen Haken“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Sascha Genders. „Im Vergleich zur letzten Landtagswahl 2018 fallen die Urteile heute deutlich schlechter aus.“ Damals hatten 80 Prozent der Firmen die Top-Noten 1 oder 2 gegeben, aktuell sind es nur noch 57 Prozent. Besonders stark haben sich die Urteile in der Industrie (2018: 88 Prozent „sehr gut“ oder „gut“) verschlechtert. Aber auch in den übrigen Branchen bleiben die heutigen Urteile hinter jenen aus 2018 zurück. „Natürlich waren die wirtschaftlichen Vorzeichen im Jahr 2018 andere als heute. Seit Ausbruch der Coronapandemie 2020 folgt eine Krise auf die andere, viele Unternehmen befinden sich quasi im Dauer-Krisenmodus“, so Genders. Die künftige Staatsregierung müsse daher alles daran setzen, den Wirtschaftsstandort Bayern zukunftsfähig aufzustellen und die Standortqualität hoch zu halten. „Alles andere wäre ein wirtschaftliches Desaster.“

Drei Top-Themen für die künftige Staatsregierung

Gefragt nach Schwerpunktthemen für die künftige Staatsregierung nennt die mainfränkische Wirtschaft die Bereiche Bildung, Arbeitsmarkt und Fachkräfte (65 Prozent), gefolgt von der Energiepolitik (62 Prozent) sowie dem Bereich Bürokratie und Verwaltung (55 Prozent).

Die Schwerpunktthemen decken sich mit den wirtschaftlichen Top-Themen, die der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) im Vorfeld der Landtagswahl formuliert hat. Im Bereich „Energie“ fordern die bayerischen IHKs von der Politik einen massiven, schnellen und bürokratiearmen Ausbau der erneuerbaren Energien, eine Verbesserung der Infrastruktur sowie die Nutzung technisch innovativer Lösungen. Zudem müsse die künftige Staatsregierung eine sichere und bezahlbare Energieversorgung garantieren.

Im Bereich „Arbeitskräfte“ fordern die bayerischen IHKs, dassdas inländische Arbeits- und Fachkräftepotenzial voll ausgeschöpft werden müsse, etwa durch eine verstärkte Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren. Außerdem müssten gezielt ausländische Fach- und Arbeitskräfte angeworben werden.Dafür benötige man ein breites Standortmarketing für Bayern, branchen- und berufsbezogene Anwerbekampagnen, einen flachendeckenden Ausbau des Sprachangebots in Bayern sowie regionale Welcome-Center als „Kümmerer“. Auch die Anerkennungs- und aufenthaltsrechtlichen Verfahren sollten beschleunigt werden. Außerdem müsse die Arbeitsproduktivität erhöht werden, indem etwa die digitalen Kompetenzen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gesteigert werden.

Im Bereich „Bürokratieabbau“ fordern die bayerischen IHKs, dass für alle unternehmensrelevanten Verwaltungsverfahren verbindliche Leistungskriterien eingeführt werden. Zudem müsse in der Verwaltung eine digitale Kultur vorangetrieben und auf Wirtschaft konzentriert werden. Auch müsse die Politik einheitliche und einfache Zugänge für digitale Behördengänge schaffen.Dafür brauche es bundesweit einheitliche und standardisierte Lösungen, die auch in Bayern genutzt werden können, wie beispielsweise den Ausbau des Elster-Unternehmenskontos, eine BürgerID und Efa-Lösungen. Ferner sollten volldigitale Prozesse zwischen Wirtschaft und Verwaltung vollständig verfügbar sein. Dafür brauche es eine vollumfängliche Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes auf Landesebene und die Digitalisierung aller dahinterliegenden Prozesse, sowie eine schnelle und umfassende Registermodernisierung nach dem Once-Only-Prinzip.

Weiterführende Informationen rund um die Aktivitäten der bayerischen Industrie- und Handelskammern zur Landtagswahl 2023 sowie Forderungen der bayerischen Wirtschaft an die künftige Staatsregierung finden Interessierte online unter: www.bihk.de/landtagswahl

Information:
Jan-Markus Momberg
Tel. 0931 4194-348
E-Mail: jan-markus.momberg@wuerzburg.ihk.de