Mainfränkische Wirtschaft auf Talfahrt?

Die Stimmung in der mainfränkischen Wirtschaft trübt sich zunehmend ein.

Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die aktuelle Geschäftslage sowie die zukünftigen Erwartungen in einem Wert zusammenfasst, fällt auf 110 Punkte und erreicht damit seinen niedrigsten Stand seit gut zehn Jahren.  

„Die mainfränkische Wirtschaft tritt kräftig auf die Bremse“, fasst Elena Fürst, IHK-Referentin für Konjunktur und Statistik, die Ergebnisse der Konjunkturanalyse der IHK Würzburg-Schweinfurt zusammen. Die Geschäftslage der mainfränkischen Unternehmen fällt gegenüber der Vorumfrage aus dem Frühjahr um neun Punkte, erreicht mit einem Saldo von 33 Punkten aber weiter ein überdurchschnittlich hohes Niveau. Dabei bewerten 42 Prozent der befragten Unternehmen ihre aktuellen Geschäfte als gut, weitere 49 Prozent sind zufrieden. Industrie und Handel beurteilen ihre laufenden Geschäfte deutlich schlechter als zuletzt, und auch im Bau- und Dienstleistungsgewerbe lässt der Schwung etwas nach. „Die mainfränkische Wirtschaft profitiert weiterhin von der starken Binnennachfrage. Das Auslandsgeschäft gestaltet sich allerdings in allen wichtigen Exportmärkten zunehmend schwierig“, erläutert Fürst.  

Skepsis wird spürbarer  

Bei der Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten zeigen sich die mainfränkischen Unternehmen zunehmend skeptischer. Zwar rechnet die Mehrheit von 54 Prozent mit stabilen Geschäften, doch der Anteil der Pessimisten übersteigt mit 28 Prozent jenen der Optimisten, der bei 19 Prozent liegt. Per Saldo sinken die Erwartungsmeldungen auf minus neun Punkte ab – das entspricht dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Stütze der mainfränkischen Wirtschaft werde laut Fürst auch künftig die Binnennachfrage bleiben, das Auslandsgeschäft hingegen bremse die wirtschaftliche Entwicklung. „Die Unternehmen rechnen in allen Absatzmärkten mit einer rückläufigen Nachfrage, das Chinageschäft wird hierbei besonders skeptisch eingestuft“, so die Konjunkturexpertin.  

Die getrübten Zukunftsaussichten spiegeln sich bislang nicht in den Investitions- und Beschäftigungsplanungen der mainfränkischen Unternehmen wider. Künftig soll in ähnlichem Umfang investiert werden wie zuletzt. Gefragt nach den Investitionsmotiven, nennen die Unternehmen vor allem die Ersatzbeschaffung sowie Rationalisierungen, Investitionen zur Kapazitätserweiterung spielen aufgrund des erwarteten Nachfragerückganges eine immer geringere Rolle. Die Beschäftigungsplanungen wurden leicht nach unten korrigiert, wobei eine Mehrheit von zwei Drittel der befragten Unternehmen weiterhin mit einer stabilen Belegschaftsgröße plant. „Bislang sieht die breite Masse der mainfränkischen Unternehmen keinen Anlass, Stellen zu streichen, da die vorhandenen Personalkapazitäten dem aktuellen Bedarf entsprechen. 34 Prozent der Befragten gaben an, flexible Arbeitszeitmodelle zu nutzen, um auf die schwächere Nachfrage zu reagieren. Kurzarbeit ziehen bislang nur rund sieben Prozent in Betracht“, erläutert Fürst die Befragungsergebnisse.  

Wirtschaftspolitische Risiken nehmen zu  

Der Fachkräftemangel gilt weiterhin mit 56 Prozent als das größte Konjunkturrisiko, dicht gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (54 Prozent). „Protektionismus, Handelsstreitigkeiten, geopolitische Unruheherde, und natürlich der ungeklärte Brexit – die Unternehmen sehen sich mit einer steigenden Zahl an Unsicherheitsfaktoren konfrontiert“, so Fürst. Dazu zählten auch der Umbruch in der Automobilindustrie und die Entwicklungen im Bereich der Klima- und Energiepolitik. „Der mainfränkischen Wirtschaft stehen unruhigere Zeiten bevor. Insbesondere aufgrund außenwirtschaftlicher Faktoren muss in den kommenden Monaten mit einer rückläufigen Geschäftstätigkeit gerechnet werden“, resümiert die IHK-Expertin.  

Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit ausführlicher Branchenauswertung finden Interessierte unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur