Das Jahr 2019 in Mainfranken

IHK-Hauptgeschäftsführer Professor Dr. Ralf Jahn

Würzburg-Schweinfurt – Die Stimmung der mainfränkischen Wirtschaft trübt sich Ende 2019 zunehmend ein.

Trotz eines noch immer überdurchschnittlich hohen konjunkturellen Niveaus berichten die Unternehmen häufiger als noch im vergangenen Jahr von schwächeren Geschäften und blicken deutlich pessimistischer auf die kommenden Monate.  

Im Herbst 2019 berichteten noch mehr als neun von zehn mainfränkische Unternehmen von guten oder zufriedenstellenden Geschäften, nur circa neun Prozent waren unzufrieden. Insbesondere Industrie und Handel beurteilen jetzt die aktuellen Geschäfte deutlich schlechter als zuletzt, auch im Bau- und Dienstleistungsgewerbe lässt der Schwung etwas nach. Jedes fünfte Unternehmen glaubt, die Geschäfte könnten künftig weiter wachsen. 28 Prozent erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäfte. Stütze der mainfränkischen Wirtschaft ist weiterhin die Binnennachfrage, vom Auslandsgeschäft erwarten die Unternehmen über alle Absatzmärkte hinweg keine Wachstumsimpulse.  

Insbesondere außenwirtschaftliche Faktoren, wie die langsamere Gangart der Weltwirtschaft, Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China beziehungsweise der Europäischen Union, der ungeklärte Brexit oder geopolitische Krisenherde, belasten die Unternehmerschaft zusehends. Ähnliches gilt für die Entwicklungen in der Automobilindustrie oder in der Klima- und Energiepolitik.  

Auch die Suche nach geeigneten Fachkräften bleibt 2020 eine große Herausforderung für die mainfränkischen Firmen. Die Arbeitslosenquote in Mainfranken beträgt aktuell 2,5 Prozent. Der Fachkräftemarkt ist praktisch leergefegt. Laut IHK-Fachkräftemonitor werden auch 2020 über 20.000 Fachkräfte über alle Branchen hinweg fehlen. Wohl auch ein Grund, warum die mainfränkischen Unternehmen trotz der düsteren Aussichten ihre Beschäftigungspläne nur leicht nach unten korrigieren, die Investitionsplanungen bleiben stabil.  

Fazit: Der mainfränkischen Wirtschaft stehen unruhigere Zeiten bevor. Insbesondere aufgrund außenwirtschaftlicher Faktoren muss in den kommenden Monaten mit einer rückläufigen Geschäftstätigkeit gerechnet werden.  Um dem zu entgegnen, ist eine Weiterentwicklung der Wirtschafts- und Industriepolitik erforderlich, die aus Sicht der Unternehmen vor allem schneller und entschiedener stattfinden muss. Angefangen bei einer Reform des Steuersystems, die insbesondere auf die Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen ausgerichtet sein sollte, über eine generell mittelstandsfreundlichere Politik bis hin zum lange versprochenen Bürokratieabbau, der Daueraufgabe der Politik bleibt.