Mainfränkische Industrie benötigt Perspektiven

Der industrielle Sektor nimmt in Mainfranken eine herausragende Stellung ein.

Dies bestätigt der neue „Industriebericht Bayern 2020“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. 575 Betriebe sind Arbeitgeber für über 100.000 Beschäftigte. Dies entspricht rund einem Viertel aller in Mainfranken sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Branche erwirtschaftet mit einer Bruttowertschöpfung von 9,6 Milliarden Euro 28 Prozent der gesamt-mainfränkischen Wertschöpfung. Pro Jahr erzielen die Betriebe Umsätze in Höhe von 19,8 Milliarden Euro, 44 Prozent davon im Ausland. „Die Industrie hat einen enormen Stellenwert für unsere Wirtschaftsregion“, kommentiert Dr. Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt, die Zahlen.  

Vielschichtige Herausforderungen  

Doch die Branche befindet sich im Umbruch: Digitalisierung, neue Technologien, Klimaschutzanforderungen, Protektionismus und nicht zuletzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die zeitweise zu massiven Störungen der international stark verflochtenen Lieferketten führte, stellen den industriellen Sektor vor große Herausforderungen. Die Folgen sind vor allem ein vermehrtes Fahren auf Sicht, nicht zuletzt in Bezug auf Investitionen in den Standort. „Der Investitionsstau bremst auch in Mainfranken die Standortentwicklung. In Richtung Politik muss klar sein: Wir müssen jetzt anpacken und strukturelle Defizite beseitigen, um die Wettbewerbsfähigkeit des Verarbeitenden Gewerbes – auch auf dem internationalen Bankett – nachhaltig zu sichern“, so Genders.  

Anreize für Innovation und Investition setzen  

Die Industriepolitik in Bayern müsse Akzente für Innovations- und Investitionsanreize schaffen, um die Zukunftsfähigkeit des Standortes zu schaffen, erklärt der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer. Aktuelle Themen wie etwa die E-Mobilität oder Umwelt und Gesundheit seien mit klaren Strategien und unbürokratischen Förderkonzepten sowie einer adäquaten Mittelausstattung zu fokussieren. Um das Potenzial neuer Technologien und innovativer Produkte fundiert und umfassend zu testen, brauche es außerdem zeitlich und regional begrenzte (Massen-)Markt Testfelder und Innovationsregionen. Für die Nutzung neuer Technologien müsse der bestehende Rechtsrahmen zeitnah angepasst werden. Außerdem benötige man eine Strategie zur Nutzung staatlich erhobener Daten und die Förderung disruptiver Technologien. Insgesamt müsse die Komplexität von Gesetzen reduziert, konkurrierende Vorschriften abgebaut und langwierige Genehmigungsverfahren verkürzt werden.  

Auch auf die Standortqualität kommt es an  

„Die Infrastruktur in Mainfranken muss den Bedarfen einer zukunftsorientierten Industrie gerecht werden. Wir benötigen den zügigen 5G-Ausbau sowie die Versorgung der Gewerbegebiete mit Glasfaser, Sicherheit in der Energieversorgung zu international wettbewerbsfähigen Preisen und leistungsstarke Verkehrswege“, erklärt Genders. In der Coronakrise sei es zu Einschränkungen des Warenverkehrs gekommen, zu Recht fordere der neue Industriebericht daher die Rückverlagerung von Produktionsstätten nach Bayern. Dafür brauche es aber attraktive Ansiedlungsflächen zu international wettbewerbsfähigen Konditionen. „Unsere Gewerbe- und Industrieflächen müssen den Bedürfnissen sich immer stärker spezialisierender Betriebe gerecht werden. Entscheidend ist dabei aber eine effiziente Flächennutzung, etwa in Form interkommunaler Gewerbegebiete oder durch sinnvolle, ressourcenschonende Nachverdichtung“, so Genders abschließend.  

Information:
Dr. Sascha Genders
Tel. 0931 4194-373
E-Mail: sascha.genders@wuerzburg.ihk.de