Trilogeinigung zur Luftqualitätsrichtlinie

Der Umweltausschuss im EU-Parlament (ENVI) hat der Trilogeinigung zur Luftqualitätsrichtlinie zugestimmt. Damit ist nun auch der Text veröffentlicht, der aller Voraussicht nach so auch im Plenum des Parlaments und im Rat Zustimmung finden wird.

Den leider bisher nur englischen Text finden Sie hier: Item10-AmbientAirQuality_Provisionalagreement_EN.pdf (europa.eu)

Der Kommissionsentwurf ist in vielen Punkten erheblich überarbeitet worden. Besonders wichtig ist der Artikel 18, der es Mitgliedstaaten unter bestimmten Voraussetzungen erlauben wird, die Einhaltung der für Feinstaub und Stickstoffdioxid halbierten Grenzwerte über das eigentlich vorgeschriebene Jahr 2030 hinaus zu verschieben. Der Text für diese Ausnahmemöglichkeiten beginnt folgendermaßen:

„Article 18

Where, in a given zone, conformity with the limit values for particulate matter (PM10 and PM2.5), nitrogen dioxide, benzo(a)pyrene or benzene cannot be achieved by the deadline specified in Table 1 of Section 1 of Annex I, Member State may postpone that deadline for that particular zone by a period justified by an air quality roadmap and provided that the conditions in paragraph 2 are met:

(a) up to 1 January 2040 if justified by site-specific dispersion characteristics, orographic boundary conditions, adverse climatic conditions, transboundary contributions, or where the necessary reductions can only be achieved by replacing a considerable fraction of the existing domestic heating systems that are the source of pollution causing exceedances; or

(b) up to 1 January 2035 if justified by projections that demonstrate that even taking into account the expected impact of effective air pollution measures identified in the air quality roadmap, the limit values cannot be attained by the attainment deadline.

Where a deadline has been postponed as per point (b) of this paragraph, but attainment cannot be achieved by the postponed deadline, Member States may postpone that deadline for that particular zone for a second and last time by a period which is no longer than 2 years after the end of the first postponement period and which is justified by an updated air quality roadmap, provided that the conditions set out in paragraph 2 are met.“

Sollten die Ausnahmen nach Artikel 18 genutzt werden, muss ein Luftreinhaltplan bis zum 31.12.2028 vorliegen und der Kommission zur Prüfung eingereicht werden.

Die für die vielen betroffenen Verkehrs-Hotspots zentralere Ausnahme b) wird eingeschränkt durch „even taking into account the expected impact of effective air pollution measures identified in the air quality roadmap“. Da Fahrverbote nach der Rechtsprechung eine (teilweise die einzige) effektive Maßnahme darstellen, um die Grenzwerte für Stickstoffdioxid einzuhalten, könnte es vermutlich zu intensiven Diskussionen und erneuten Verbandsklagen kommen. Dies muss auch vor dem Hintergrund bewertet werden, dass die im neuen Anhang VIII deutlich erweiterte indikative Liste mögliche Luftreinhaltemaßnahmen unter 2. d) i) „congestion pricing, such as road pricing and mileage-based user fees;“ (bspw. City Maut) und „establishing urban vehicles access restrictions schemes, including low emission zones and zero-emission zones;“ (Umweltzonen) aufführt.

Formell müssen Parlament und Rat der Richtlinie noch zustimmen. Nach der Veröffentlichung im Amtsblatt müssen die Mitgliedstaaten die Richtlinie dann innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umsetzen. In der Vergangenheit erfolgte dies allerdings sehr nah am Richtlinientext. Länder oder Kommunen haben die Aufgabe, die neuen Vorschriften zur Messung, Planung und Information ab 2026 umzusetzen. Aufgrund der vielen neuen Vorgaben zur Messung von Schadstoffen, Projektionen und Luftreinhaltplänen müssten die betroffenen Verwaltungen bereits jetzt anfangen, die Umsetzung vorzubereiten. Es wäre deshalb ratsam, die verantwortlichen Personen in den Ländern anzusprechen, um zu erfahren, worauf sich die Wirtschaft in der Region einstellen sollte.