Nichts ist einfacher als die Finanzen

Für viele Unternehmer gehört sie eher zu einem notwendigen Prozess: die Buchhaltung. Kevin Schuller will mit seinem Start-up finception aus Rimpar Buchhaltung, Controlling und Dokumentenmanagement neu definieren und für jedermann vereinfachen.

Die Buchhaltung ist ein wichtiges Element für Unternehmen – und stellt doch gerade kleinere Firmen vor Herausforderungen. Eine Lösung dafür bietet das Start-up finception, welches der 30-jährige Kevin Schuller 2022 ins Leben gerufen hat. Dabei entstand sein Unternehmen eher aus einem Zufall als nach einer langen Planung. „Mein Berufsweg war nicht geradlinig“, erzählt der Firmengründer. Nach dem Abitur habe er drei Jahre lang gejobbt, da er zunächst keine Ausbildung fand und nicht studieren wollte. Schließlich hat er ein duales Programm zum Einzelhandelskaufmann absolviert und nach dem Handelsfachwirt im Verkauf eines Textildiscounters gearbeitet. „Direkt nach dem Ausbildungsabschluss habe ich in einer IT-Firma angefangen, die jemanden für den Support im kaufmännischen Bereich gesucht hat. So bin ich erst einmal in die IT-Schiene gerutscht. Später konnte ich dort wertvolle Erfahrungen in Führungs-, Personal- und Produktverantwortung sammeln. Als sich dann unsere Wege getrennt hätten, ist mein ehemaliger Chef auf mich zugekommen. Er hatte ein Angebot auf dem Tisch liegen, um einen Mitbewerber aufzukaufen. Daraufhin haben wir uns Gedanken gemacht mit dem Ergebnis, gemeinsam eine neue GmbH zu gründen und den Mitbewerber darin zu integrieren.“

Mit dem Aufkauf des Mitbewerbers mit 200 Kunden und drei Mitarbeitern ging finception dann Anfang 2022 an den 

Markt. Durch seine Zeit im IT-Support habe Schuller mitbekommen, welche Lücken es im Bereich Finanz- und Rechnungswesen bei den Kunden gebe. Mit seinem Start-up bietet er nun eine Möglichkeit, um das Finanzund Rechnungswesen in Unternehmen neu oder von der Pike auf zu erstellen. „Ich habe festgestellt, dass viele in diesen Bereichen schlecht aufgestellt sind, Strukturen fehlen oder einfach eine falsche bis gar keine Software für die Prozesse verwendet wird“, fasst er zusammen. Deswegen hat sich sein Start-up das Ziel gesteckt, einfache und zugleich leistungsstarke Tools zur Verfügung zu stellen. „So macht Buchhaltung auch Spaß und ist nicht nur ein notwendiges Übel“, lacht der Firmengründer.

Ein passendes Konzept

Das Konzept von finception baut auf drei Säulen: die Entwicklung von Softwarelösungen, Wartung und Support für die Software sowie Beratung und Dienstleistungen in den entsprechenden Kompetenzen. Das Start-up bietet bereits Lösungen für die Themen Buchhaltung, digitaler Rechnungseingang und Dokumentenmanagement sowie Controlling an. Dabei ist es gelungen, die Lösungen nahtlos ineinander zu integrieren, sodass beispielsweise Daten aus der Buchhaltung direkt in andere Systeme fließen. Schuller sieht allerdings in den bereits bestehenden Prozessen noch Verbesserungspotenzial, um die Vorgänge für die Kunden noch weiter zu vereinfachen: „Künstliche Intelligenz und Anwendungsbereiche in Buchhaltungsprozessen sind für uns ein riesiges Thema geworden. Wir planen, tiefer in die Welt von KI einzusteigen, und sind gerade dabei, unsere Lösungen entsprechend in diese Richtung weiterzuentwickeln. Es könnte sogar sein, dass wir eine kleine Revolution im Markt anzetteln.“

Trotz der großen Ambitionen war der Weg zum eigenen Startup nicht ganz einfach. „Wir hatten bei unserer Gründung einen Sonderfall, denn wir haben durch die Firmenübernahme bereits eine Art Starterpaket gehabt“, berichtet Schuller. „Die Software des aufgekauften Mitbewerbers wurde nicht akkurat gepflegt. Dadurch wurden Kunden vernachlässigt – und das mussten wir erst einmal auffangen.“ Den Bestandskunden musste mit dem neuen Konzept eine Perspektive gegeben werden. Aber auch die Mitarbeiter, die im Rahmen der Übernahme zu finception gewechselt sind, brauchten eine Richtung. „Die Sicherung des Cashflows und der Finanzierung war deswegen eine unserer großen Herausforderungen. Im ersten Jahr war das durchaus kritisch, denn wir wussten, dass wir höhere Kosten haben werden, als der Umsatz decken wird. Gleichzeitig wollten wir aber auch keine Fremdfinanzierung durch Investoren haben.“ Schullers Lösung für das Problem war, Softwareprojekte in einer Art „Freelancerrolle“ für anderen Firmen zu übernehmen, um die Finanzierung zu sichern. Ein Deal im letzten Quartal des Jahres 2022 brachte dann den passenden Schub für finception. Seitdem kann sich das Startup selbst tragen.

Gerade als Anbieter einer IT-Dienstleistung bewegt sich das Team um Schuller nahe an den Entwicklungen der Zeit. Das betrifft insbesondere Themen wie Cloud-basierte Lösungen und künstliche Intelligenzen. Das Ziel: die Prozesse für die Kunden nicht nur einfacher und weniger fehleranfällig zu machen, sondern sie gleichfalls zu automatisieren und neue Standards zu setzen. Auch das Marketing und die Optimierung der eigenen Website stehen für Schuller deswegen in naher Zukunft auf der Agenda.

Text: Lisa Regenold

Bild: finception GmbH

Das Unternehmen
finception GmbH
Kettelerstraße 5–11
97222 Rimpar

Die Person
Kevin Schuller
(Geschäftsführender Gesellschafter)

Die Idee
Prozesse in Buchhaltung und Controlling vereinfachen und automatisieren.

Größte Herausforderung
Der Spagat, Bestandskunden des aufgekauften Unternehmens zu halten und gleichzeitig die Unternehmensfinanzierung aus eigenen Mitteln zu sichern.

Pläne
Weiterentwicklung der Unternehmenssoftware sowie KI im betrieblichen Finanz- und Rechnungswesen zu etablieren und neue Standards zu setzen.

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