Brennen aus Leidenschaft

Text/Bild: Gerd Schaar

Wenn es um edle Spirituosen geht, dann ist Franziska Bischof in Wartmannsroth im Landkreis Bad Kissingen eine kompetente Adresse.

Im vergangenen Jahr eröffnete sie ihre eigene Destillathek. Sie ist in ihrer Art und Weise die erste in ganz Deutschland. In diesem Jahr hat Franziska Bischof in Berlin den Titel „Beste Brennerin“ erhalten. „Es rechnet sich, und die Zahlen sehen gut aus“. Sie habe es nicht bereut, auf Qualität zu setzen und darin zu investieren. „Aber es ist natürlich wahnsinnig viel Arbeit“, sagt sie. Als sie vom Studium der Sprachwissenschaft, Tourismus und Marketing vor Jahren aus Italien zurückkam, schlug ihr Vater sprichwörtlich die Hände über dem Kopf zusammen: „Du hast doch studiert und Aussicht auf tolle Jobs.“ Nein, Franziska wollte den heimischen Betrieb übernehmen. „Es ist nicht nur mein Job, es ist mein Leben“, betont sie.

Der Einstieg in den Brennereibetrieb ihres Vaters Anton Bischof sei nicht auf ein genaues Datum festzulegen, meint Franziska. Das sei vor einigen Jahren, etwa 2012 geschehen. „2014 habe ich die Ausbildung zur Edelbrand-Sommelière gemacht.“ 2017 legte sie die staatliche Prüfung zur Brennerin ab. Seit dem Zeitpunkt betreibt sie die Brennerei im Haupterwerb. Die Brennrechte für die Familie Bischof gebe es schon in der vierten Generation. Zur Seite stehen sowohl der Vater als auch der Mann. Die Tochter ist dreieinhalb Jahre alt. „Die Familie muss mitziehen“, sagt Franziska. Ohne die Familie im Hintergrund würde es nicht gehen, gerade jetzt, wo es wieder mit der Ernte von Getreide, Beeren und Obst losgeht. Die Natur gibt bis zum Herbst den Takt vor, denn die Früchte werden nach und nach reif. Bis zur Weihnachtszeit dauert die Verarbeitung in der Edelbrennerei. Höhepunkte sind im Oktober die Tage der edlen Brände in Wartmannsroth und in der Adventszeit das Weihnachtsgeschäft. „Sogar bis Januar geht es Schlag auf Schlag“, erklärt die Brennerin.

Wirtschaftsfaktor für die Region
Ob der Standort Wartmannsroth für die Destillathek sinnvoll ist, sei damals kritisch hinterfragt worden. Doch mittlerweile ist dieser Ort kein unbekannter Fleck mehr, reisen doch zunehmend Touristen an, um die Tage der edlen Brände zu besuchen und auf dem 35 Kilometer langen Netz der Brennerwege zu wandern. In diesem Jahr wurde Wartmannsroth zu einem der 100 Genussorte Bayerns ernannt. Als „Brennerhochburg“ bezeichnet Franziska Wartmannsroth mittlerweile. Dass beim Bau der Destillathek einheimische Firmen zum Einsatz gekommen seien, sieht sie als positive Signalwirkung für die Region. Investieren würden auch die übrigen größeren Brennerbetriebe aus der Gemeinde Wartmannsroth, was den heimischen Handwerksbetrieben zugutekomme. „Es ist die beste Wirtschaftskurbel, die in den vergangenen Jahrzehnten hier betätigt wurde“, merkt sie an. Die Region lebe auf. An der IHK Würzburg-Schweinfurt unterrichtet Franziska Bischof bei der Sommelierausbildung als Dozentin für Spirituosen.

DAS UNTERNEHMEN
Edelbrennerei Bischof GbR, Hauptstraße 8, 97797 Wartmannsroth
Tel.: 09737 6913-035, diebrennerin.de, brennerei-bischof.de

DIE PERSON
Franziska Bischof, Inhaberin

DIE IDEE
Ehrliche und handwerkliche Brände nachhaltig erzeugen und so das Leben mit der Natur und den Erhalt der Tradition pflegen.

GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG
Eine Abfindungsbrennerei mit dem limitierten Brennrecht so einzurichten, dass man davon leben kann.

PLÄNE
Auch zukünftig dafür zu kämpfen, dass Konsumenten ein stärkeres Qualitätsbewusstsein für Hochprozentiges entwickeln. Gegen aromatisierte Spirituosen. Für einen maßvollen Genuss. Für Differenzierung zwischen Industrieware und echten Craft Spirits.

Hier können Sie sich den Artikel der Gründerserie downloaden.