Die wohltuende Wirkung der Kakaobohne

Im mittelamerikanischen Belize stieß Mischa auf eine Kooperative und freundete sich mit der Kakaobauerfamilie Saul an (oben). Fotos: Rieger/Ela Fabienne Breuer

Michael Levit, der die Kakaobohne in seiner ursprünglichsten Form in Mittelamerika aufgespürt hat & mit den Erzeugnissen quer durch Deutschland reist.

Die spanischen Weltentdecker brachten die Kartoffel im 16. Jahrhundert aus Südamerika nach Europa; die Kakaobohne wurde zunächst links liegen gelassen, dann industriell verändert. Michael Levit aus Würzburg will sie nun quer durch Deutschland salonfähig machen. Und zwar als Kakao in seiner reinsten Form, nicht fermentiert und nicht industriell behandelt. „Der Kakao hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Azteken entdeckten schon vor über 500 Jahren sein Geheimnis – und er wird in Mittelamerika noch heute zeremoniell verköstigt“, berichtet Levit, der sich in diesem Jahr selbstständig gemacht hat. 

Der 27-Jährige spricht von einer stärkenden, wohltuenden Wirkung der Kakaobohne, die länger anhält als Kaffee oder Zucker. Vor rund drei Jahren hat Levit seinen Beruf als Wirtschaftsingenieur an den Nagel gehängt und ist für längere Zeit in Südamerika umhergereist. Dort ist er erstmals so richtig mit Kakao in Berührung gekommen. „Mit dem Kaba, wie wir ihn kennen, hat der echte Kakao überhaupt nichts zu tun“, unterstreicht der gebürtige Ukrainer. Vor etwa einem Jahr ist er noch einmal nach Mittelamerika gereist – und in Belize auf eine Kakaofarm und -kooperative gestoßen, mit der er sich voll identifizieren konnte. „Ich habe die Arbeitsschritte über mehrere Tage hinweg ganz nah begleitet“, sagt Levit.

Am Ende war er überzeugt – und nahm auf einen Schlag fast eine halbe Tonne Kakaobohnen ab. Während der Rohstoff nach Deutschland verschifft wurde, machte sich Levit Gedanken darüber, wie er damit die Menschen vor Ort beglücken könnte. „Ich habe schließlich den Entschluss gefasst, mit einem Bus im gesamten Bundesgebiet diverse Festivals anzusteuern. Auf diese Weise wollte ich herausfinden, wie bei uns die Nachfrage und Reaktion auf den ursprünglichen Kakao ist“, erläutert Levit. Für ein solches Fahrzeug fehlten dem Jungunternehmer allerdings die finanziellen Mittel. 

Also startete er im Frühjahr dieses Jahres eine Crowdfunding-Aktion. Die Spender konnten den Kakao in den unterschiedlichsten Formen beziehen, die meisten entschieden sich für kleine Barren, auf denen Logos aufgedruckt sind. Levit stellt sie selbst aus den Kakaobohnen her – vom Rösten übers Mahlen bis hin zum Verschmelzen zu einer Kakaomasse. „Diese Barren gibt es in Süd- und Mittelamerika auf vielen Märkten“, berichtet er. Irgendwann hatte der Würzburger einen niedrigen fünfstelligen Betrag zusammen und leistete sich einen alten, knallroten Mercedes-Bus, der früher als Krankenwagen diente. „Gemeinsam mit Freunden und meinen Eltern habe ich ihn so umgebaut, dass er als mobile Verkaufsstation dienen kann.“

Sein erstes Festival war das „Umsonst & Draußen“ in Würzburg. Neben dem Kakao in fester Form gibt es auch ein braunes Milchgetränk zum Vor-Ort-Verzehr. Sämtliche von Michael Levit dargebotenen Getränke sind auf rein pflanzlicher Basis und kommen in einem essbaren Becher zum Kunden. Zunächst lief es auf dem U&D noch etwas schleppend. Doch in der Nacht von Freitag auf Samstag bastelte Levit eine große Tafel mit der Aufschrift: Kakao. „Das habe ich mir an den gegenüberliegenden Essensständen abgeschaut.“

Der kleine Kniff verfehlte seine Wirkung nicht: „Ich bin mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen und habe überwiegend positive Reaktionen erhalten“, erzählt Levit. Fortan stand im Sommer jede Woche ein Festival an. „Auf Dauer ist das sehr anstrengend.“ Der Deutsch-Ukrainer möchte nun die Wintermonate nutzen, um sich ein zweites Standbein aufzubauen. „Ich habe einen Onlineshop ins Leben gerufen – und über kurz oder lang ist es mein Ziel, mit speziellen Kakaogetränken in den Handel zu kommen.“

Text:Jörg Rieger, Fotos: Rieger/Ela Fabienne Breuer

 

DAS UNTERNEHMEN
Kakao Mischa
Dubliner Straße 70
97084 Würzburg
Telefon: +49 176 23927283

Telefon: +49 9321 25307
Mail: m@kakaomischa.de
Internet: www.kakaomischa.de

DIE PERSONEN
Michael Levit

DIE IDEE
Michael Levit ist auf die Reise gegangen, um etwas zu finden, was es in seiner Heimat noch nicht gibt und was seine Mitmenschen bereichern kann. Er ist auf Kakao in seiner reinsten Form gestoßen – und will ihn nun selbst verarbeitet hierzulande unter die Leute bringen.  

GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG
Den Kakao zu den Menschen bringen – und in diesem Zusammenhang eine Fundraising-Aktion für den Kauf eines alten Busses. Die Monate während der anstrengenden Festivalsaison.

PLÄNE
Weitere Verbreitung des Kakaos in Deutschland. Entwicklung von speziellen Kakaogetränken für den Einzelhandel.

Den kompletten Artikel finden Sie in der Online-Ausgabe der WIM.