Von der Industrie- zur Digitalnation?

Die Jahresabschluss-Vollversammlung der IHK Würzburg-Schweinfurt tagte in hybrider Form, rund zwei Drittel der Unterneh-mer nahmen online teil, ebenso wie Staatsministerin Dorothee Bär, die zum Stand der Digitalisierung in Deutschland sprach. Foto: IHK

Die Vollversammlung der IHK Würzburg-Schweinfurt hat am Donnerstag, 03. Dezember 2020, in „hybrider Form“ getagt.

Im Mittelpunkt der Sitzung stand – neben diversen Ehrungen und der Verabschiedung mehrerer Positionspapiere – ein Vortrag von Digital-Staatsministerin Dorothee Bär. Sie sprach zum Thema „Von der Industrienation zur Digitalnation? Corona als Digitalisierungstreiber für Deutschland“.  

In der Jahresabschluss-Sitzung gedachte die IHK-Vollversammlung zunächst ihren langjährigen Mitgliedern Dieter Klingenberg sowie Dr. Erich Sachs, die im Juli bzw. September dieses Jahres verstorben sind. Klingenberg war unter anderem Mitglied des IHK-Präsidiums, Dr. Erich Sachs von 1987 bis 1990 auch IHK-Präsident. „Die IHK Würzburg-Schweinfurt verneigt sich dankbar vor Dieter Klingenberg und Dr. Erich Sachs und wird ihnen stets ein ehrendes Andenken bewahren“, würdigte IHK-Präsident Dr. Klaus D. Mapara die Verstorbenen.  

Die Vollversammlung ehrte zudem drei bundesbeste Auszubildende aus Mainfranken. Luca Zeiß, Melanie Schmitt sowie Esther Michel haben in ihrem jeweiligen Ausbildungsberuf das beste Prüfungs-Ergebnis in ganz Deutschland erreicht. „Wir gratulieren allen dreien ausdrücklich zu dieser besonderen Leistung. Der Dank gilt auch den Ausbildern, Lehrern und allen Begleitern auf diesem Weg. Mit dieser Leistung haben Sie den Grundstein für Ihre Karriere gelegt. Nutzen Sie den Schwung und machen Sie weiter so“, lobte der IHK-Präsident.  

Neben den bundesbesten Azubis ehrte Mapara auch den Würzburger Unternehmer Günter Severin: „Sie feierten erst kürzlich Ihren 85. Geburtstag. Dazu wünschen wir Ihnen alles Gute! Aber heute würdigen wir vor allem, dass Sie seit 50 Jahren ehrenamtlich unermüdlich für die Interessen der mainfränkischen Wirtschaft arbeiten.“ Severin engagiert sich seit 1971 ehrenamtlich in diversen Ausschüssen und Gremien der IHK Würzburg-Schweinfurt, seit 2003 ist er auch Ehrenmitglied der Vollversammlung.  

Anschließend verabschiedete die Vollversammlung den Wirtschaftsplan 2021 sowie diverse Positionspapiere, darunter das „IHK-Positionspapier 10 Punkte für zukunftsfähiges Wirtschaften“, in welchem sich die regionalen Unternehmen zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung in der Ausgestaltung der Zukunft bekennen. Konkret geht es darin unter anderem um international abgestimmte Standards, die Schaffung marktwirtschaftlicher Anreize für mehr Innovationen, die Integration von Nachhaltigkeit in die Bildung oder die Nutzung der Potenziale der Digitalisierung.

Digitalregion Mainfranken?  

In einem Gastvortrag mit dem Titel „Von der Industrienation zur Digitalnation? Corona als Digitalisierungstreiber für Deutschland“ berichtete Dorothee Bär, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin sowie Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, zum Stand der Digitalisierung in der Wirtschaft. IHK-Präsident Mapara hatte vorgelegt, indem er die drei wesentlichen Aspekte für Erfolg bei der Digitalisierung nannte: die Basistechnologie müsse stehen, die Infrastruktur müsse vorhanden sein und die Unternehmer müssten bereit für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle sein. Er forderte für Mainfranken einen flächendeckenden Ausbau mit schnellem Breitband-Internet sowie mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G: „Arbeitsplätze werden in Zukunft nur dort zu halten sein, wo besonders leistungsfähiges Breitbandinternet vorhanden ist. Deshalb muss in ganz Mainfranken die flächendeckende Versorgung mit 100 Mbit bis hin zu einem Gigabit das Ziel sein.“  

Bär griff das Thema auf. Sie sei, was den weiteren Ausbau der Infrastruktur angeht, sehr optimistisch, ihr bereite derzeit eher eine andere Entwicklung Sorgen. „Die Zahl der 5G-Gegner nimmt stark zu, ich erhalte wäschekorbweise Protestpostkarten, ganze Gemeinden protestieren gegen den 5G-Ausbau.“ Das Thema Akzeptanz sei daher sehr bedeutend, die neue Dialoginitiative „Deutschland spricht 5G“ versuche hier die Bürger von der Notwendigkeit des Ausbaus zu überzeugen. „W-Lan ist eben nicht das neue Asbest“, so Bär.  

Die Staatsministerin führte weiter aus, viele Unternehmen wüssten gar nicht, welche großen Vorteile sie durch digitale Technologien und Prozesse haben könnten. Berührungsängste zu KI-Systemen oder Skepsis gegenüber Big Data würden zeigen, dass wir noch viel Aufklärungsbedarf vor uns hätten. Gerade der Mittelstand könne durch den Einsatz von digitalen Technologien völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln, neue Kunden gewinnen oder Stammkunden enger an sich binden. Deshalb warb Bär auch für die digitalen Förderprogramme der Bundesregierung wie etwa „Digital jetzt“ und „Go digital“. Berührungsängste zu digitalen Technologien würden auch abgebaut, indem Kinder bereits im frühen Alter über digitale Technologien aufgeklärt würden.  

In einem Werkstattbericht stellte der Preisträger des Universitätsförderpreises der Mainfränkischen Wirtschaft, Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf (Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik), die Forschungsstelle RobotRecht an der der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vor, die er leitet.  

Was macht die Vollversammlung?  

Die Vollversammlung ist das Parlament der mainfränkischen Wirtschaft und damit das höchste Gremium der IHK Würzburg-Schweinfurt. Ihr sind grundsätzliche Entscheidungen vorbehalten. Sie hat insbesondere Rechtsetzungskompetenz, erlässt die Satzung und Beitragsordnung, stellt den Wirtschaftsplan fest und legt Beiträge und Gebühren fest.  

Information:
Radu Ferendino
Tel. 0931 4194-319
E-Mail: radu.ferendino@wuerzburg.ihk.de