Ein langer Weg zurück zur Normalität

Nach dem Corona-bedingten Konjunkturabsturz im Frühjahr sind in Mainfranken erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung spürbar.

Doch die aktuelle IHK-Konjunkturumfrage zeigt: Es ist ein langer Weg, bis die regionale Wirtschaft ihr Vor-Corona-Niveau wieder erreichen kann.  

Die Ergebnisse der jüngsten IHK-Konjunkturbefragung aus dem Herbst 2020 – die Befragung wurde von KW 37 bis KW 40 durchgeführt – lassen zumindest etwas aufatmen: Der Corona-Schock scheint tendenziell abzunehmen. So klettert der IHK-Konjunkturklimaindex, der Lagebeurteilungen und Erwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, gegenüber der Frühjahrsbefragung um 18 Punkte auf insgesamt 102 Zähler nach oben. Damit überschreitet er knapp die 100-Punkte-Marke, die für eine ausgeglichene Stimmung, also ein Gleichgewicht von „Optimisten“ und „Pessimisten“, steht.  

Ein Blick ins Detail  

Gut jedes zweite Unternehmen bezeichnet seine aktuelle Lage als „befriedigend“, 31 Prozent berichten von guten sowie 23 Prozent von schlechten Geschäften. Per Saldo erreichen die Lagebeurteilungen einen Wert von sieben Punkten – nach minus elf Punkten in der Vorbefragung. „Die Geschäfte laufen aktuell wieder besser als im Frühjahr“, so Elena Fürst, IHK-Referentin Konjunktur und Statistik. Das sei jedoch kein Grund für Entwarnung: „Die mainfränkischen Unternehmen spüren die Folgen des Lockdowns, der vielfältigen Corona-Beschränkungen sowie der Unterbrechungen in den globalen Lieferketten und Absatzwegen nach wie vor sehr stark“, ergänzt Fürst. Dabei beurteilten die Branchen die Situation unterschiedlich: „Industrie- und Tourismusbetriebe bewerten ihre derzeitige Situation nach wie vor deutlich schlechter als die übrigen Branchen.“ Entsprechend verwundere es nicht, dass trotz einer verbesserten Gesamtlage die Umsätze der regionalen Wirtschaft im Jahr 2020 deutlich hinter jenen des Vorjahres zurückbleiben werden. Dies befürchte jeder zweite Betrieb.  

Der Weg zurück zur wirtschaftlichen Normalität sei lang und von hoher Unsicherheit geprägt. „Wie lange werden wir mit Einschränkungen im unternehmerischen und gesellschaftlichen Alltag leben müssen? Droht aufgrund stark steigender Infektionszahlen ein erneuter Lockdown? Wie wird sich die Nachfrage im In- und Ausland entwickeln? Vieles ist ungewiss, das spiegelt sich auch in den Aussichten der mainfränkischen Unternehmen auf die kommenden Monate wider“, so die IHK-Konjunkturexpertin.  

Zwar rechne jedes zweite Unternehmen damit, dass das Vor-Corona-Niveau spätestens bis Ende des nächsten Jahres erreicht werden könne, gleichzeitig sehe ein Viertel der Unternehmen diesen Punkt noch in weiter Ferne – oder überhaupt nicht mehr. Obwohl sich die kurzfristigen Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate gegenüber der Vorbefragung deutlich aufhellten – acht von zehn Unternehmen rechnen mindestens mit stabilen Geschäften –, bleibt der Saldo aus positiven und negativen Erwartungen mit minus vier Punkten im negativen Bereich (Frühjahr: -22 Punkte). „Die Skepsis überwiegt, das Fundament der aktuellen konjunkturellen Situation ist fragil“, so Fürst.

Restriktive Investitions- und Beschäftigungsplanungen  

Dies zeige sich auch mit Blick auf die Investitions- und Beschäftigungsplanungen der regionalen Unternehmen: „Die Betriebe wägen hier nach wie vor ab und fahren auf Sicht“, erklärt die IHK-Referentin. Mit 36 Prozent möchte rund ein Drittel der Befragten in den kommenden Monaten weniger oder gar nicht investieren, lediglich ein Sechstel plant höhere Ausgaben. Dabei soll ein Großteil in Ersatzbeschaffung oder Rationalisierungen fließen. Die Beschäftigungsplanungen sind ebenfalls von Zurückhaltung geprägt – wenn auch nicht mehr so stark wie im Frühjahr. „Zwei von zehn Betrieben planen Stellenstreichungen. Andererseits möchten aber auch sieben von zehn Unternehmen ihre Arbeitskräfte halten. Dabei greifen viele Unternehmen nach wie vor auf das Instrument der Kurzarbeit zurück, wenn auch mit rückläufiger Tendenz“, erläutert Fürst.  

„Die Wirtschaft braucht Entlastungen, keine Belastungen“  

Dass sich die mainfränkische Wirtschaft von ihrem „Corona-Tiefpunkt“ im Frühjahr etwas erholt hat, freut Dr. Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK. Der Blick in die Zukunft sorgt ihn aber: „Generell haben wir eine starke regionale Wirtschaft, die auch Krisenzeiten überstehen kann. Unternehmen haben auch von staatlichen Maßnahmen wie dem Kurzarbeitergeld oder der Überbrückungshilfe profitiert. Aber auch wenn die Geschäfte zuletzt etwas besser liefen, fällt der Blick auf die kommenden Monate keinesfalls rosig aus. Die mainfränkische Wirtschaft hat die Krise noch nicht überwunden, nicht wenige Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand und die Indizien deuten in eine negative Richtung.“ Deshalb sei es laut Genders nun wichtiger denn je, die Unternehmen nicht weiter zu belasten und gleichzeitig diejenigen Unternehmen mit zielgerichteten Maßnahmen zu unterstützen, die besonders von der Pandemie betroffen sind. „Die Politik muss verlässliche Rahmenbedingungen schaffen. Die Unternehmen brauchen Planungssicherheit. Es bedarf gut ausbalancierter „Anti-Corona-Maßnahmen“ und Spielräumen für die so dringend notwendigen Investitionen in die Zukunft“, so der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer.    

Bezug der Konjunkturumfrage  

Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit ausführlicher Branchenauswertung finden Interessierte unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur 

Information
Elena Fürst
Tel. 0931 4194-320
E-Mail: elena.fuerst@wuerzburg.ihk.de