Pandemie bremst Generationswechsel in den Betrieben noch stärker

In Mainfranken haben fünf von zehn übergabewilligen Unternehmen noch keinen Nachfolger.

Sind Nachfolger vorhanden, kommen diese meist aus dem familiären Umfeld.

Der demografische Wandel stellt den Generationenwechsels in den mainfränkischen Unternehmen seit langem vor Herausforderungen. Bereits heute finden viele Unternehmer nicht den geeigneten Nachfolger. Die Corona-Pandemie hat die Situation nun weiter verschärft.  

Entwicklung beschleunigt sich rasant  

Laut neuestem Report zur Unternehmensnachfolge 2020 des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) e.V. kamen zuletzt auf jeden Senior-Unternehmer, der durch die IHKs im Bundesgebiet beraten wurde, 0,6 potenzielle Nachfolger. Noch im Jahr 2010 lag dieses Verhältnis bei 1,6. 46,6 Prozent derjenigen Unternehmer, die eine Unternehmensweiterführung planen, berichten davon, zum heutigen Zeitpunkt noch keinen Nachfolger gefunden zu haben. 53,4 Prozent hingegen vermelden eine erfolgreiche Akquise der nächsten Generation. Ist der Nachfolger gefunden, kommt dieser zum Großteil aus der Familie (66,1 Prozent). Weitere „Quellen“ sind die eigene Mitarbeiterschaft (19,0 Prozent), gefolgt von Betriebsfremden (8,3 Prozent) oder anderen Unternehmen (6,6 Prozent).  

"Die Geschwindigkeit, in der sich die Herausforderung der Unternehmensnachfolge weiter aufbaut, ist erschreckend. Sie ist das Ergebnis aus rückläufigem Interesse an der Selbstständigkeit und demografischer Alterung der bestehenden Unternehmerschaft“, betont Dr. Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt. Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich noch verstärken. Einerseits zeigen Auswertung der IHK Würzburg-Schweinfurt, dass zwei von zehn Unternehmer in Mainfranken über 60 Jahre alt (23 Prozent) sind, mehr als die Hälfte (55 Prozent) ist heute über 50 Jahre alt. Die IHK erwartet bis zum Jahr 2035 einen Demographie bedingten Rückgang der mainfränkischen Unternehmen um rund 9 Prozent gegenüber dem Status Quo.  

Andererseits hat gerade die Corona-Pandemie Einfluss auf die Gründungsdynamik und den Strukturwandel mit sich gebracht. „Die Gründungsdynamik im letzten Jahr 2020 hat sich insgesamt in Mainfranken nicht belebt, sodass es weiterhin am Unternehmernachwuchs mangelt. Ferner verändern sich viele Branchen derart massiv, dass es für potentielle Nachfolge noch schwieriger wird als bislang, eine Zukunftsprognose in Sachen Tragfähigkeit des potenziellen Übernahmeobjektes abzugeben. Gepaart mit sich abzeichnenden Problemen auf den Finanzierungsmärkten macht dies die erfolgreiche Unternehmensnachfolge nicht wahrscheinlicher.“, so Dr. Genders. Laut DIHK-Nachfolgereport war die Suche nach einem Nachfolger für Seniorchefs schon vor der Corona-Krise nicht einfach, doch die Pandemie hat den Generationswechsel noch einmal deutlich zurückgeworfen: 71 Prozent der IHKs geben an, dass die Zahl der Beratungen zur Unternehmensnachfolge seit Beginn der Pandemie im März 2020 stark oder sogar sehr stark zurückgegangen ist.  

IHK-Servicepaket im neuen Jahr zum Thema „Nachfolge“  

Die IHK Würzburg-Schweinfurt wird das Jahr 2021 dazu nutzen, weiterhin auf die hohe Brisanz des Risikos einer scheiternden Betriebsübergabe hinzuweisen. So bietet die Wirtschaftskammer zum Beispiel die kostenfreie Workshopreihe „Generationenwechsel“ an. Ferner steht sie ihren Mitgliedsbetrieben mit dem Servicepaket Unternehmensnachfolge zur Seite. Dazu gehören Informationsunterlagen und persönliche Beratung, geförderte Coaching-Programme und Finanzierungssprechtage. Außerdem steht unter www.wuerzburg.ihk.de/nachfolge ein kostenfreier digitaler Notfallkoffer zur Verfügung, der hilft, Vorkehrungen für eine ungeplante Übergabe, zum Beispiel durch Krankheit oder Tod, zu treffen.  

Informationen: Dr. Sascha Genders, Tel.: 0931 4194-373, E-Mail: sascha.genders@wuerzburg.ihk.de oder unter www.wuerzburg.ihk.de/unternehmensnachfolge