Ende Januar startet Donald Trump aller Voraussicht nach in seine zweite Amtszeit als US-Präsident. Die exportstarke mainfränkische Wirtschaft befindet sich gerade in einer schwierigen konjunkturellen Phase. Umso mehr blickt sie mit Spannung auf die kommenden Monate. Es könnten neue Herausforderungen auf die Unternehmen zukommen – es locken aber auch Chancen. Eine BIHK-Blitzumfrage liefert erste Zahlen.
Die US-Amerikanerinnen und -Amerikaner haben gewählt: Donald Trump startet Ende Januar aller Voraussicht nach in seine zweite Amtszeit als US-Präsident. Auch die deutsche Wirtschaft blickt mit Spannung in die Vereinigten Staaten – nicht ohne Grund: Deutsche Firmen machen in den USA hervorragende Geschäfte. Im Jahr 2023 waren die USA für deutsche Unternehmen der wichtigste Exportmarkt. Auch zahlreiche mainfränkische Unternehmen unterschiedlicher Branchen unterhalten enge wirtschaftliche Beziehungen zu den USA. Mehr als 250 mainfränkische Unternehmen haben als Exporteure, Importeure, aber auch als Produzenten direkt vor Ort enge wirtschaftliche Verbindungen in die USA.
Laut Deutscher Industrie- und Handelskammer (DIHK) sind fast 6.000 deutsche Unternehmen in den Vereinigten Staaten aktiv und haben dabei rund 900.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die USA liegen auf dem ersten Platz der deutschen Direktinvestitionen weltweit. Mit seinen 335 Millionen potenziellen Konsumenten zeichnet sich der US-Markt insbesondere durch seine Größe aus.
Chancen und Risiken
Die erneute Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte eine Reihe von Risiken für die mainfränkische Wirtschaft mit sich bringen – zugleich aber auch Chancen, wie Kurt Treumann, IHK-Bereichsleiter International, erklärt. Die Firmen könnten aus ihrer globalen Aufstellung und ihren Stärken in einzelnen Sektoren (zum Beispiel im Maschinenbau oder der Medizintechnik) einen Nutzen ziehen. „Unsere Wirtschaft könnte zudem davon profitieren, dass Länder wie China nach Alternativen zu US-Lieferanten suchen“, so der Außenhandelsexperte. Mit Blick auf die erwarteten handelspolitischen Maßnahmen der neuen US-Administration sei es wichtig, dass die mainfränkische Wirtschaft weiterhin flexibel bleibe. Eine Destabilisierung der transatlantischen Beziehungen wäre mit Blick auf die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA äußerst schlecht. „Die transatlantischen Beziehungen sind für uns extrem bedeutsam. Daher muss die Politik Lösungen finden, um einer Eskalation von Konflikten der USA mit anderen Ländern, auf die Deutschland angewiesen ist, entgegenzuwirken.“
„Ein umfassendes Handelsabkommen der USA mit der EU und damit die Chance einer Erweiterung des Marktzugangs ist längst in weite Ferne gerückt“, erklärt Treumann. Das Verhaltensmuster der letzten beiden US-Administrationen im Umgang mit Zöllen und insbesondere die jüngsten Ankündigungen Trumps im Wahlkampf, die Zölle massiv anzuheben, würden deutlich machen, dass die Gefahr tarifärer Handelsbeschränkungen weiterhin besteht. „Ein höheres Zollniveau würde sich negativ auf die Exportchancen unserer Wirtschaft auswirken.“ Margen würden sinken, Deutschlands Position im Wettbewerb würde sich verschlechtern. Eine Spirale des gegenseitigen Anhebens von Zöllen sei zudem nicht auszuschließen, was Handelskonflikte wahrscheinlicher mache. Das Miteinander und Kooperationen seien wichtig. Die Politik sei nun aufgefordert, Lösungen zu finden. Trotz der Risiken ist sich Treumann sicher: „Die USA bleiben ein bedeutender Markt. Die Firmen müssen sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen.“
BIHK-Blitzumfrage: Unternehmen erwarten schlechtere Geschäfte unter Trump
Die Ergebnisse einer BIHK-Blitzumfrage zur Präsidentschaftswahl aus dem Oktober 2024 zeigen folgende Ergebnisse:
Rund 60 Prozent der bayerischen und 52 Prozent der mainfränkischen Unternehmen beurteilen den Ausgang der US-Wahl als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ für die eigene Geschäftsstrategie. Für 28 Prozent der regionalen Firmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, ist die US-Wahl „unwichtig“ oder „weniger wichtig“ (Bayern: 18 Prozent). Jedes fünfte mainfränkische Unternehmen zeigt sich unentschieden, auf bayerischer Ebene sind es 22 Prozent. Auf die Frage, wie sich die Geschäftsbeziehungen zu den USA seit der letzten Präsidentschaftswahl vor vier Jahren verändert haben, antworten 34 Prozent mit einer Verbesserung (Bayern: 28 Prozent); für 23 Prozent der regionalen Unternehmen sind die Beziehungen gleichgeblieben (Bayern: 31 Prozent). Nur rund sechs Prozent der mainfränkischen Unternehmen berichten von schlechteren Geschäften (Bayern: acht Prozent).
Die Blitzumfrage beinhaltet auch die Frage, wie sich die Geschäftsbeziehungen zu den USA unter Präsident Donald Trump entwickeln könnten. Jedes zweite mainfränkische Unternehmen, das an der Befragung teilgenommen hat, rechnet unter Präsident Trump mit schlechteren Geschäften in den USA (Bayern: 45 Prozent), nur 14 Prozent erwarten bessere oder gleichbleibende Geschäfte (Bayern: 13 Prozent). Als eines der größten Risiken für die Geschäftstätigkeit in den USA sehen sowohl die mainfränkischen als auch die bayerischen Unternehmen potenziell höhere Zölle und Handelshemmnisse (Mainfranken: 74 Prozent; Bayern: 70 Prozent). Zudem befürchten die Unternehmen eine ungünstigere Steuerpolitik in den USA (Mainfranken: 26 Prozent; Bayern: 20 Prozent) sowie Aktionen der US-Regierung auf andere Weltmärkte (Mainfranken: 80 Prozent; Bayern: 68 Prozent).
Bayernweit haben sich 910 Unternehmen an der Umfrage beteiligt, in Mainfranken waren es 35, vor allem aus Industrie und Handel. Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ.
Information:
Kurt Treumann
Tel. 0931 4194-353
E-Mail: kurt.treumann@wuerzburg.ihk.de