Laut einem Bericht des Instituts für Energiewirtschaft und Finanzanalyse (IEEFA) könnte die Umsetzung von Projekten zur CO2-Speicherung (CCS) in Europa in den kommenden Jahren erhebliche staatliche Subventionen erfordern. Insgesamt könnten bis zu 140 Milliarden Euro an Steuergeldern benötigt werden, um diese Projekte zu realisieren. Drei Viertel der Kosten ließen sich durch reduzierte Zahlungen für den Emissionshandel decken, der Rest müsste durch den Staat finanziert werden.
Alle CCS-Projekte in der EU und in Großbritannien zielen darauf ab, bis 2050 jährlich 554 Millionen Tonnen CO2 zu speichern - etwa 13 Prozent der gesamten EU-Emissionen im Jahr 2022 und fast ein Viertel der Emissionen Großbritanniens. Die erfolgreiche Umsetzung und Skalierung dieser Technologie ist daher entscheidend, um diese ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen.
Die Analyse zeigt, dass von den fast 200 potenziellen CCS-Projekten in Europa, die mehr als 150 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr speichern sollen, mehr als 90 Prozent erst im Prototypen- oder Demonstrationsstadium sind. Auch die Kosten für CO2-Abscheidung, -Transport und -Speicherung sind hoch: Sie liegen bei durchschnittlich 198 US-Dollar pro Tonne CO2 und damit doppelt so hoch wie der prognostizierte CO2-Preis von 105 US-Dollar pro Tonne in den kommenden Jahren. Ohne ausreichende wirtschaftliche Anreize werden Betreiber von Industrieanlagen auf staatliche Subventionen angewiesen sein, um potenzielle Projekte voranzutreiben.
Das Ausmaß der technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Herausforderungen wird durch Probleme bei laufenden Projekten deutlich. In den Niederlanden haben sich die Kosten für ein Bauprojekt mehr als verdoppelt, und in Norwegen wurde eine CO2-Abscheideanlage in einem Zementwerk aufgrund von Kostensteigerungen verschoben. Auch die Offshore-CO2-Speicheranlagen in Norwegen, die oft als Vorzeigeprojekte angesehen wurden, hatten mit technischen Problemen zu kämpfen, die die Schaffung von Speicherkapazitäten verzögerten oder verhinderten.
Trotz dieser Herausforderungen bleiben die Zeitpläne für die Umsetzung von CCS-Projekten in Europa optimistisch. Der Bericht warnt jedoch davor, dass die Technologie in ihrer derzeitigen Form möglicherweise nicht wie erhofft funktioniert, teurer wird und viel länger dauert als geplant. Es bestehe das Risiko, dass CCS als zentrale Säule zur Erreichung der Netto-Null-Ziele zu spät komme und andere alternative Maßnahmen zur Emissionsminderung nicht rechtzeitig greifen könnten, wenn sich herausstelle, dass CCS nicht den erwarteten Beitrag leisten könne.