Wirtin allen Widrigkeiten zum Trotz

Julia Amon ist während der Coronapandemie in die berufliche Selbstständigkeit gestartet – in der Gastrobranche. Der Anfang war schwer, nun jedoch steht sie strahlend hinterm Zapfhahn.

Ein Traumstart sieht wahrlich anders aus: Am 1. Oktober 2020 übernahm Julia Amon die Leitung der Gastwirtschaft „Mainterrasse“ in Eltmann und kaum vier Wochen später wurden alle Gaststätten pandemiebedingt für sieben Monate geschlossen. Der jungen Wirtin war schon vorher klar, dass sie in einem schwierigen Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, „aber dass es so kommt, damit hat keiner gerechnet“. Im Rückblick lächelt sie, aber im Winter 2020/21 war ihr nicht wirklich nach Lächeln zumute.

Heute steht sie strahlend am Zapfhahn, die Wirtschaft läuft prächtig: „Unsere Stammgäste sind uns absolut treu geblieben und die Touristen sind auch wieder da. Sogar mehr als zuvor“, freut sie sich. Schließlich bietet die „Mainterrasse“ so einiges, was andere nicht haben. Da ist zuerst die namensgebende „Terrasse“, wo man unter Markise oder Weinranken mit Blick auf den Main sitzen kann. Hier trifft man zu bestimmten Zeiten auch bestimmte Gäste: Die Zahl der Stammtische, die hier ihre festen Tage haben, wächst ständig. Denn Julia Amon betreibt keine Speisegaststätte, sondern ein fränkisches Wirtshaus, in dem es zwar kleine Speisen gibt und wo man auch Familienfeiern buchen kann, aber vor allem kann man hier bei einem gepflegten Bier oder Schoppen ratschen, schafkopfen, fachsimpeln oder spontan musizieren. Hier treffen sich Männer- und Schon bei den ersten Sonnenstrahlen locken die Outdoorplätze der „Mainterrasse“ ins Freie. 

Frauenrunden, der Historische Verein, die Motorradfreunde, verschiedene Parteien und Vereine zum Stammtisch oder zur Vorstandssitzung.

Julia Amon hat diesen Wirtshausbetrieb von Kindesbeinen an erlebt, sie ist also in ihre eigene Zeit als Wirtin gut vorbereitet gestartet. Ihre Großeltern haben das Gasthaus aufgebaut, das bei Einheimischen immer den Namen der Wirtin trug. Früher ging man zur „Agnes“, dann übernahm die Tante und die Eltmanner gingen „zur Linde“. Die verstärkt auch heute noch das Küchenteam, wenn ein runder Geburtstag oder eine Erstkommunionfeier anstehen. Julia Amon ist froh, dass sie immer auf die Familie zählen kann, denn auch sie kämpft mit dem Personalmangel: „Wenn hier voll ist, müssen wir zu viert sein, um die Gäste adäquat bedienen zu können“, erklärt sie. Verstärkung zu finden sei derzeit aber schwierig. Dennoch ist für sie klar: Der Schritt in die Selbstständigkeit war richtig. Nicht nur, weil sie die Familientradition fortführt, sondern auch, weil sich die Arbeit in der Wirtschaft gut mit den Pflichten als junge Mutter vereinbaren lässt. Gut organisiert müsse man halt sein, sagt sie – und optimistisch, denn die gesamte Gastronomie befindet sich derzeit quasi im Stresstest.

Wichtig ist ihr, den Charakter der Wirtschaft zu erhalten. So gab es zur Übernahme kein cooles Umstyling, keinen Relaunch, sondern eine zurückhaltende Renovierung, die den ursprünglichen Charme der Gastwirtschaft erhielt. So fühlen sich sowohl die treuen Stammgäste als auch die zahlreiche „Laufkundschaft“ auf Anhieb wohl. Die touristischen Gäste kommen über den Maintalradweg, den am Mainufer liegenden Wohnmobil-Stellplatz oder sie halten einfach während eines Ausflugs an. „Die Lage hier direkt an der Staatsstraße hilft da schon“ – und viele Gäste bestätigen, dass sie von den schönen Freiluftplätzen angezogen wurden.
Sabine Weinbeer

 

Das Unternehmen

Gasthaus „Mainterrasse Eltmann“
Landrichter-Kummer-Straße 22
97483 Eltmann

Die Person
Julia Amon

Die Idee
Den Familienbetrieb erfolgreich weiterzuführen und die Einkehr für die vielen Stammtische und Kartenrunden zu erhalten. Aber auch unseren vielen Touristen eine Möglichkeit bieten, bei Kaffee und Kuchen oder einer fränkischen Brotzeit beisammenzusitzen und den Ausblick von unserer Terrasse zu genießen.

Größte Herausforderung
Gleich zum Start mit der Übernahme wegen der Pandemie wieder zu schließen und dann sieben Monate überbrücken zu müssen.

Pläne
Die aktuell steigenden Kosten im Unterhalten wie auch im Wareneinkauf. Zusätzlich den akuten Personalmangel familiär aufzufangen und dabei aber nicht an seine Grenzen zu kommen.

Den WiM-Artikel finden Sie hier.