Gerhard Ehinger hat fast 20 Jahre lang dabei mitgeholfen, eine schwedische Großbank gesundzuschrumpfen. Als dieser Prozess zu Ende war, wagte der 56-Jährige noch einmal den Sprung in die Selbstständigkeit – und gründete eine ganzheitliche Unternehmensberatung. Auch (medizinische) Ausnahmesituationen klammert Ehinger dabei nicht aus.
Bäcker backen Brötchen. Maschinenbauer fertigen Maschinen. Optiker verkaufen Brillen. Das Geschäftsmodell ist bei vielen Unternehmen auf den ersten Blick ersichtlich. Es sollte alles darauf ausgerichtet sein, doch jeden Tag können einmalige oder auch kontinuierliche Ereignisse eintreten, die genau dies verhindern.
Ein krankheitsbedingter Ausfall an einer entscheidenden Stelle, ein technisches Problem in der IT, ein heftiges Ruckeln bei den eigentlich eingespielten Abläufen oder auch eine schleichende Störung, etwa in der Organisation. „Ich betrachte Unternehmen ganzheitlich und kann dadurch einen Mehrwert bieten“, sagt Gerhard Ehinger, der vor einem knappen Jahr mit seiner Freiberuflichkeit gestartet ist.
Seine Steckenpferde sind Notfallkonzepte zur Unternehmenssicherung und das digitale Abbilden von Geschäftsprozessen, aber auch Themen wie Auftragsabwicklung und Datenschutz. „Das Wichtigste ist, dass man sich und seine Unternehmensabläufe immer wieder hinterfragt“, erklärt der Würzburger und bezieht sich dabei auf ein finnisches Sprichwort: „Die Änderung der Sichtweise macht die Sicht weise.“
Die wenigsten würden sich gerne mit einem Notfall beschäftigen – beim Management des laufenden Betriebs, aber auch bei der Firmengründung denke man an alles, nur nicht daran, dass man selbst mal ausfallen könnte. „Doch im Fall der Fälle kann es einen Betrieb bis in die Insolvenz führen, wenn plötzlich alles stillsteht“, erklärt Ehinger, der sich auch als TÜV-zertifizierter Notfallmanager weitergebildet hat. „Ein entscheidender Baustein ist eine Vertretungsregelung, die sofort automatisiert greift. Es gibt aber noch wesentlich mehr zu beachten.“ Auch eine Vorsorgeverfügung und die Erstellung eines Notfallordners zählten dazu, so der Berater.
Bei der (digitalisierten) Verfahrensdokumentation stößt Ehinger bei seinen Kunden häufig ebenfalls auf große Potenziale zur Optimierung. „Hier wird zum Beispiel auch steuerrechtlich immer mehr verlangt“, sagt der gebürtige Oberfranke und nennt als Beispiel elektronische Kassensysteme und digitale Vorsysteme, deren Daten und Belege unternehmensintern weiterverarbeitet werden müssen. Um Prozesse und Schnittstellen zu verbessern, kommt dem studierten Betriebswirt sein großer beruflicher Erfahrungsschatz zugute.
Nach einer Station beim Nürnberger Softwareriesen Datev begann Ehinger zur Jahrtausendwende bei der schwedischen SEB Bank in Frankfurt – und war dort bis Ende 2019 in unterschiedlichen Leitungsfunktionen tätig. „Die Mentalität der Schweden finde ich sehr gut. Auch hat die SEB als eine der Ersten im Markt erkannt, dass sich Banken wegen des geänderten Kundenverhaltens gesundschrumpfen müssen. Daran habe ich letztlich die ganze Zeit über in verschiedenen Rollen mitgewirkt – und so gelernt, wie man Unternehmensabläufe in Scheiben schneidet, voneinander trennt und optimiert.“
Nach fast 20 Jahren war der Prozess weitgehend abgeschlosen. Ehinger stand mit Mitte 50 und inmitten der grassierenden Coronapandemie noch einmal vor der Herausforderung eines beruflichen Neuanfangs.
„Wie durch einen Zufall traf ich in dieser Zeit eine Freundin und frühere Kommilitonin.“ Beiden brennt unter anderem das digitale Optimieren von Abläufen und die ganzheitliche Sicht auf Unternehmen und Mandanten unter den Nägeln. Sabine Steinhäuser führt eine Steuerkanzlei in Haßfurt. Mit ihrer Unterstützung entwickelte Ehinger weitere Kompetenzfelder im Beratungsumfeld.
Nachdem diese Phase abgeschlossen war, wagte der leidenschaftliche Reiter den Sprung in die Selbstständigkeit. „Was durch die Pandemie bei den Unternehmen zusätzlich an Fahrt aufgenommen hat, war das mobile Arbeiten sowie das Bespielen der sozialen Netzwerke. Auch bei solchen Themen kann ich unter die Arme greifen“, erklärt Ehinger. Ganzheitlich kommt nicht von ungefähr.
„Am Anfang steht immer ein Unternehmenscheck“, sagt der Vater zweier erwachsener Kinder. „Natürlich gibt es auch Bereiche, in denen ich an Grenzen stoße, etwa Finanz- und Lohnbuchhaltung oder Controlling. Hierfür kann ich auf ein Netzwerk aus der Region zurückgreifen.“ Zu Ehingers Kunden zählen Steuerkanzleien, Handwerksbetriebe, aber beispielsweise auch produzierende Mittelständler. „Vom Ein-Mann-Betrieb bis hin zum Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitenden.“
Text und Foto: Jörg Rieger
Das Unternehmen
Ehinger-Consulting
Felix-Dahn-Straße 7a
97072 Würzburg
Tel. 0152 292 05 908
gerhard@ehinger-consulting.de
Die Personen
Gerhard Ehinger
Die Idee
Ganzheitliche Unternehmensberatung mit Prozessoptimierung/ Unternehmenssicherung
Größte Herausforderung
Bewusstsein schaffen für die Wichtigkeit kontinuierlichen Optimierens von Unternehmensabläufen inkl. Notfallabsicherung
Pläne
Aufbau weiterer Kundenbeziehungen und Prozessgestalter für KMUs
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