Einen Kinobesuch plant man in der Regel zu zweit oder in einer kleinen Gruppe. Cineamo, eine neue App, will weit darüber hinausgehen.
Ein Heimkino hat sich wohl jeder schon mal im Wohnzimmer eingerichtet – mit guten Freunden, Popcorn und dem passenden Film. Das Schöne dabei ist: Man kann sich gemeinsam anschauen, worauf man gerade Lust hat. Das ging in den Kinosälen bislang nicht. Hier gilt das Kinoprogramm. Cineamo ist gerade dabei, dies zu ändern. Mitgründer Stefan Farnschläder spricht von der „Demokratisierung des Kinos“. Jeder könne über die Cineamo-App unkompliziert und ohne Hürden eine Anfrage stellen, um einen Leinwand-Saal für sich zu gewinnen. „Es ist prinzipiell alles vorstellbar“, sagt Farnschläder. Ein alter, beliebter Film, eine verpasste Vorführung, ein Western oder ein aktuelles Sportereignis. Aber auch ein Firmenevent, ein Geburtstags-Spezial oder – wie bereits in Berlin passiert – eine gemeinsame Yogastunde im Kino sind möglich. „Es gibt keine Mindestteilnehmerzahl und auch keine versteckten Kosten“, sagt Farnschläder. Wenn eine Anfrage abgelehnt werden muss, liegt es in der Regel an den nicht verfügbaren Filmrechten. Das Finanzielle spiele gar nicht so sehr die Rolle: „Die Rechteverleiher bekommen von jeder verkauften Kinokarte knapp die Hälfte. Es muss also nichts vorab pauschal bezahlt werden.“ Vielmehr sei es so, dass manche Filmstudios die Rechte aus anderen Gründen nicht freigeben – etwa, weil im gleichen Jahr eine Fortsetzung erscheint. „Dabei wären die Vorgänger ja die perfekte Einstimmung auf den neuen Film“, findet Farnschläder. Doch Cineamo würde immer stärker mit Verleihern zusammenarbeiten, allen voran in Deutschland. Das erleichtere diese Abstimmungsprozesse. Die Hauptkunden sind indes die Kinos selbst. „Der Markt ist schon ein sehr spezieller und die Zahl der Kinogänger stagniert seit Jahren. Jetzt kam auch noch Corona dazu“, berichtet der 53-Jährige. Er betont, dass Cineamo keine Konkurrenz darstellt, sondern ganz im Gegenteil das Kinoerlebnis ergänzt. Sein Unternehmen greife dabei auch nicht in die Zahlungsströme beim Ticketkauf ein. „Das würde nur den Eintritt verteuern.“ Vielmehr strebe es langfristige Verträge mit den Kinobetreibern an.
Rund 20 Partner hat das Start-up mittlerweile über ganz Deutschland verteilt. Sie alle nutzen die Service-Leistungen von Cineamo, deren App von Farnschläders Partnern Christoph Käfer und Dominic Warok programmiert worden ist. Dazu zählen die Abwicklung der Event-Anfragen, aber auch das Buchen von Tickets aus dem normalen Programm. „Wir können über die App die direkteste Form der Kommunikation anbieten“, erklärt Farnschläder und nennt ein Beispiel: „Wenn sich das Wetter an einem warmen, sonnigen Tag verschlechtert, kann der Kinobetreiber tagsüber einen Aufruf starten, sich abends im Trockenen einen Film anzuschauen.“
Filmfans in den sozialen Netzwerken
Die sozialen Netzwerke nutzt Cineamo in starkem Maße – allen voran bei den erfolgreichen Anfragen. „Die Idee ist natürlich, dass möglichst viele Besucher auf den Zug aufspringen, wenn irgendwo ein bestimmter Film noch einmal gezeigt wird“, so Farnschläder. Die App bringe alle Möglichkeiten mit, das Event zu teilen und zu bewerben. „Häufig ist es ja so, dass ein ,Herr der Ringe‘-Fan auch viele Freunde in der Nähe hat, die sich das Ganze anschauen würden.“ In solchen Querverbindungen sieht der Kommunikationsprofi ein großes Potenzial – gerade auch für die Lichtspielhäuser. Farnschläder unterstreicht dabei, dass die App keine versteckten Daten erhebt. „Wir wollen derzeit noch lediglich wissen, wer die Event-Anfragen stellt, um Spaßaufrufe zu vermeiden.“ Das erste durchgeführte Event ging übrigens im März 2019 mit dem Film „A Star is born“ im Cineworld im Mainfrankenpark Dettelbach über die Bühne. Seither gab es über 300 weitere Cineamo-Vorführungen.
Text: Jörg Rieger
Das Unternehmen
Cineamo GmbH
Ulmenstraße 31 a
97084 Würzburg
Mobil: 0156 78535209
info@cineamo.com
www.cineamo.com
Die Personen
Stefan Farnschläder, Christoph Käfer und Dominic Warok
Die Idee
Organisation individueller Events in Kinosälen
Größte Herausforderung
Bezug von Filmrechten
Pläne
Ein möglichst flächendeckendes Kinonetz, Weiternentwicklung der App