Die Lage der mainfränkischen Wirtschaft bleibt auch im Herbst angespannt, denn die Rahmenbedingungen für eine konjunkturelle Trendwende sind weiterhin schlecht. Es fehlt an Nachfrage, die Kosten- und Bürokratiebelastung ist unverändert hoch und das globale Handelsumfeld gestaltet sich trotz des Zollabkommens zwischen der EU und den USA weiterhin schwierig. Der IHK-Konjunkturklimaindikator, das Stimmungsbarometer der regionalen Wirtschaft, bleibt mit 103 Punkten gegenüber der Vorbefragung im Frühjahr unverändert. Der lang ersehnte Aufschwung lässt abermals auf sich warten.
„Die Versprechungen der neuen Bundesregierung waren verheißungsvoll, der Vertrauensvorschuss groß und die zeitliche Planung ambitioniert. Bis zum Sommer hätten spürbare Veränderungen für die Wirtschaft eintreten sollen. Nun ist der Herbst da, doch es hat sich wenig verändert. Erneut heißt es: Stillstand statt Aufbruch“, kommentiert IHK-Konjunkturexpertin Elena Fürst die Ergebnisse der aktuellen Umfrage.
Altbekannte Strukturprobleme schlagen aufs Gemüt
Ein Blick ins Detail: Die Geschäftslage erreicht per Saldo sechs Punkte. Damit beurteilen die Unternehmen ihre aktuellen Geschäfte etwas schwächer als im Frühjahr (9 Punkte), aber besser als vor einem Jahr (3 Punkte). Etwa die Hälfte der mainfränkischen Unternehmen bezeichnet die aktuelle Situation als zufriedenstellend, ein Viertel als gut und jeder Fünfte als schlecht. „Insbesondere die Industrie kommt bislang nicht aus der Krise, wohingegen die Dienstleistungsbranche – trotz Einbußen – das konjunkturelle Zugpferd der Region bleibt“, so Fürst. Sowohl die Binnen- als auch die Auslandsnachfrage kommen hingegen nicht in Schwung. Gleichzeitig drücken altbekannte Strukturprobleme wie Bürokratie, hohe Steuern und Abgaben, steigende Arbeits- und Energiekosten, geopolitische Konflikte und nicht zuletzt die unkalkulierbare Handelspolitik des US-Präsidenten auf die Stimmung der Unternehmer.
Aussichten sind ausnahmsweise nicht negativ
Bei der Betrachtung der Geschäftsentwicklung für die nächsten zwölf Monate zeigen sich die mainfränkischen Unternehmen verhalten. Gut zwei Drittel rechnen mit keiner Veränderung. Optimisten und Pessimisten halten sich mit jeweils 18 Prozent die Waage. Der Saldo klettert gegenüber der Vorbefragung um zwei auf das ausgeglichene Niveau von null Punkten. „Auch wenn wir von Euphorie noch weit entfernt sind, ist diese Entwicklung positiv zu bewerten. Denn erstmals seit Jahresbeginn 2022 fallen die Geschäftserwartungen nicht negativ aus. Es scheint, als wäre die Talsohle erreicht“, erläutert die IHK-Referentin.
Ein Blick auf die Geschäftserwartungen der einzelnen Branchen zeigt unterschiedliche Tendenzen. Während im Baugewerbe – teils saisonbedingt – in den kommenden Monaten mit deutlich schlechteren Geschäften gerechnet wird, planen die Dienstleister mit geringen Veränderungen. Hervorzuheben sind die Aussichten der Industrie und des Handels, denn diese verbessern sich nicht nur deutlich, sondern gleichzeitig rechnen in diesen Branchen wieder mehr Betriebe mit besseren als mit schlechteren Geschäften in der Zukunft. „Dies darf aber keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass die Rahmenbedingungen für nachhaltiges Wachstum nach wie vor nicht gegeben sind“, so Fürst.
Restriktive Beschäftigungspläne
Die Unternehmen planen mit einer stabilen Inlandsnachfrage. Die exportorientierte Industrie erwartet nur einen leicht positiven Impuls aus dem Ausland. Die Investitionsbereitschaft kommt jedoch weiterhin nicht in Schwung und die Beschäftigungsplanungen bleiben seit über zwei Jahren restriktiv: Nur jedes zehnte Unternehmen plant in den nächsten Monaten mit einem größeren Personalstamm, während ein Viertel von einem geringeren Personalstamm ausgeht. Insgesamt haben zwei Drittel der Unternehmen derzeit entweder keinen Personalbedarf oder planen Stellenstreichungen. „Das ist alarmierend. Besonders bedenklich ist, dass es in der für unseren Wirtschaftsstandort so wichtigen Industriebranche sogar über 80 Prozent sind. Die konjunkturelle Schwäche schlägt mehr und mehr auf den Arbeitsmarkt durch. Hier muss dringend und entschieden gegengesteuert werden.“
Für Fürst ist eines klar: „Ohne tiefgreifende Strukturreformen mit klarem Fokus auf Staatsmodernisierung und Wettbewerbsfähigkeit wird die Wirtschaftswende nicht gelingen.“ Damit die mainfränkische Wirtschaft künftig nicht nur in Trippelschritten vorankommt, sondern auch im globalen Wettbewerb mithalten kann, müsse der von der Bundesregierung angekündigte Reformturbo endlich gezündet werden. „Es ist an der Zeit, dass der ‚Herbst der Reformen‘ endlich Wirklichkeit wird. Gute Vorschläge liegen auf dem Tisch. Den Worten der Politik müssen zeitnah Taten folgen. Aufbruch statt Stillstand ist das Gebot der Stunde.“
Die Befragung wurde vom 15. bis zum 25. September 2025 durchgeführt. Von den 828 befragten Unternehmen haben sich 244 beteiligt. Die vollständigen Ergebnisse der IHK-Konjunkturumfrage mit einer ausführlichen Branchenauswertung stehen online unter: www.wuerzburg.ihk.de/konjunktur
Information
Elena Fürst
Tel. 0931 4194-320
E-Mail: elena.fuerst@wuerzburg.ihk.de