Stromverbrauch im Rückgang – Studien geben Ausblick auf den zukünftigen Energieverbrauch

Zwei aktuelle Studien von e.venture und McKinsey zeigen, dass der Stromverbrauch in den letzten Jahren einen Rückgang verzeichnet und längerfristig nicht in dem Maße ansteigen wird, wie bisher von der Bundesregierung erwartet. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse für Sie zusammengefasst.

Zusammenfassung Studie e.venture consulting - Stromverbrauch bis 2045: Weniger Stromverbrauch, mehr Zeit für den Netzausbau

Der Stromverbrauch ist in Deutschland seit 2021 rückläufig. In dieser Studie werden alternative Stromverbrauchszenarien zum Netzentwicklungsplan (NEP) der Bundesregierung vorgestellt. Aufgrund der rückläufigen Stromverbräuche und der voraussichtlich nicht erreichten Elektrifizierungsziele im Verkehrs- und Wärmesektor basiert der starke Netzausbau auf nicht notwendig realistischen Stromverbrauchsannahmen, welche erhebliche Investitionen und steigende Netzentgelte zur Folge haben.

Die Kernergebnisse der Studie sind:

  • Der Stromverbrauch bis 2045 wird langsamer ansteigen, als im Netzentwicklungsplan 2023 (NEP23) vorgesehen.
  • Für die Dekarbonisierung ist weiterhin ein erheblicher Ausbau von PV- und Windkapazitäten sowie von Flexibilitäten über Speicher und steuerbare Stromerzeugung erforderlich.
  • Der Wasserstoffbedarf bis 2045 liegt auf einem vergleichbaren Niveau wie die Erwartungen des BMWK. 85 bis 90 % müssen über Importe gedeckt werden.
  • Der langsamere Anstieg des Stromverbrauchs im alternativ Szenario von e.venture führt zu einem verlangsamten Hochlauf des Netzausbaubedarfs gegenüber dem NEP23.
  • Die Kosten für den Ziel-Ausbaubedarf der Onshore-Übertragungsnetze liegen im alternativen Szenario bis 2045 um 74 bis 86 Milliarden Euro unter dem Niveau des NEP23.

Zusammenfassung Studie McKinsey Energiewende: Zukunftspfad Stromnachfrage

Mithilfe von zwei Szenarien, dem „Transformationspfad“ und dem „Trendpfad“ wird die Stromnachfrage analysiert. Die zwei Szenarien unterscheiden sich insbesondere in der Dynamik der Adaption von Dekarbonisierungstechnologien.

Der Strombedarf könnte durch schwache Wirtschaftslage und langsameren Hochlauf von E-Mobilität und Wärmepumpen nur um 1 - 2 Prozent pro Jahr steigen. Optimierter Ausbau am tatsächlichen Bedarf könnte Strompreise 2035 von 50 auf 36 - 38 Cent/kWh begrenzen.

Bei einem Fortschreiben aktueller Entwicklungen („Trendpfad“) im Jahr 2030 liegt der Nettostrombedarf bei jährlich 530 TWh – deutlich unter der Annahme der EEG-Novelle von 670 TWh. Auch 2035 würde der Strombedarf mit dann 635 TWh unter den Annahmen des Netzentwicklungsplans von 774 bis 1002 TWh liegen. Mit einem Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energie sowie des Netzes, der sich am tatsächlichen Bedarf orientiert, könnten die Investitionen bis 2035 von 700 - 850 Mrd. Euro um 45 % auf 450 - 550 Mrd. Euro reduziert werden.

In einem ambitionierteren Szenario „Transformationspfad“ bei Erreichung aller politischen Ziele inklusive der Klimaneutralität bis 2045 würde die Stromnachfrage um 3 - 4% pro Jahr steigen. Doch selbst in diesem Szenario läge die Stromnachfrage 2030 mit 615 TWh immer noch unter den Annahmen der EEG-Novelle.

Aktuelle Markttrends zeigen, dass der Wandel weniger schnell stattfindet als geplant: 2024 wurden nur 190.000 statt der geplanten 500.000 Wärmepumpen installiert, weniger als 400.000 E-Autos statt der geplanten 1,7 Mio. zugelassen und finale Investitionsentscheidungen für nur 500 MW Elektrolysekapazität statt 3.000 MW getroffen.

Einsparungen lassen sich durch den weniger stark steigenden Strombedarf in zwei Bereichen realisieren: Zum einen könnte der Kapazitätsausbau der Erneuerbaren um 40 % zurückgefahren werden – vor allem für Photovoltaik. Zum anderen könnte dadurch auch der Netzausbau zielgerichteter erfolgen.

Schlussfolgerung der Studie: Wird der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Netzinfrastruktur nicht an eine weniger stark steigende Stromnachfrage angepasst, besteht das Risiko, die Wirtschaftlichkeit der Energiewende zu gefährden.    

DIHK-Schlussfolgerung: Aus Sicht der DIHK belegen die Studien, dass sich die neue Bundesregierung dringend mit dem Thema Stromverbrauch auseinandersetzen muss. Schließlich sind der Ausbau erneuerbarer Energien und der Stromnetze auf deutlich schneller wachsende Stromnachfrage ausgerichtet. Es besteht damit die Gefahr, dass immer mehr Infrastruktur aufgebaut wird, die aktuell (noch) nicht benötigt wird. Dies führt in der Konsequenz zu weiter steigenden Stromkosten für unsere Unternehmen.

Die Studien im PDF-Format  finden Sie unter den folgenden Links:

Zukunftspfad Stromnachfrage - McKinsey Januar 2025

Zukunft des deutschen Strommarktes - e.venture